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jeder auf einem Stein. Die Steine sind rutschig, dazwischen klaffen tiefe Spalten.<br />
„Wir müssen ein Feuer machen, sonst holt uns bis morgen früh hier keiner ab, “beschließt<br />
Jimmy. Mit dem Restlicht der untergegangenen Sonne suchen wir kriechend und springend<br />
an dem felsigen Ufer nach einer Einflugschneise zwischen dem im Wasser auch reichlich<br />
umherliegenden Klamotten. Wir wollen eine Einfahrt markieren, durch die unsere Barkasse<br />
auch im Dunkeln zu uns herankommen könnte, falls sie überhaupt noch kommt. Im Wasser<br />
liegen ja auch noch eine Menge Hinkelsteine, die dem schweren Boot nicht bekommen.<br />
Einen geeigneten Platz haben wir nun, aber kein Brennmaterial.<br />
An der steilen Felswand wachsen Kakteen und Sträucher. Jimmy und Schnulli schaffen sich<br />
an Trockenem. Ich finde einen ausrangierten Langustenkäfig am Hang. Ein Gewirr von<br />
Brettern und Knüppeln mit viel Draht. Schwer vom Boden zu lösen.<br />
Ich ziehe an dem Gedönse und grabe es aus Laub und Erdreich. Mir wird ganz kribblich. Ich<br />
habe meine Arme und Beine voller Gries. Ameisen !<br />
Die Khaki-Jacke ziehe ich noch aus, Sandalen, kurze Hose und Khakihemd behalte ich an und<br />
haue mich damit ins Wasser. Die Ameisen lassen von mir ab. Die <strong>bei</strong>den Holzsammler auf<br />
steiler Felsenhöh’ lachen sich kringelig.<br />
Jetzt klappern mir die Zähne am Feuer. Im Februar sind die Nächte in Kuba maikühl. Ich kriege<br />
Funkkontakt zu unserem Boot. Das getrocknete Sprechgerät schnärpselt doch noch.<br />
Die <strong>bei</strong>den Bambusbären mit der Barkasse haben zwecks Floßdemontage ihre Motoren<br />
abstellen müssen und nach großem Engagement des I.Technischen Offiziers nur eine<br />
„Forelle“ schließlich wieder zum Tuckern gebracht. Trotz C-6-Patent des Maschinenfachmanns.<br />
Der Modder im Fluß hat die Kühlwasserleitungen verstopft.<br />
Unser Richtfeuer leistet nun zu unserem Auffinden gute Dienste. Wir verbrennen als Freudenfeuer<br />
den gesamten Vorrat samt Ameisen auf einmal.<br />
Es blubbert nur ein Motor am Boot. Da den <strong>bei</strong>den im Boot die Probleme über den Kopf<br />
wuchsen, haben sie auch keinen Bambus geraubt. Blumenkübel übrigens, wollten sie daraus<br />
fertigen.<br />
Wir werden von unseren Schlaf-Steinen abgeborgen und laufen draußen auf See unserem<br />
Kapitän in die Arme. Der hat sich das Lotsenboot gechartert, um<br />
a) die karnevalistischen Pappnasen an Land aus dem Knast auszulösen und<br />
b) vier seiner verschollenen Offiziere und den Matrosen Schnulli wieder aufzustöbern.<br />
Um 00.30 Uhr sind wir alle vollzählig und wohlbehalten an Bord und schwärmen von dem<br />
erlebnisreichen Tag.<br />
Kapitän Düerkop läßt uns in Ruhe ausschwärmen.<br />
Am nächsten Tag raucht es dann aber wieder ganz heftig! Bis zum nächsten Max- und<br />
Moritz-Streich.<br />
Das Seeigel-Muttertier und der Mißgriff<br />
Wir versegeln nach der Nordseite Kubas, nach Nuevitas.<br />
Vor der Sandbank, auf der wir <strong>bei</strong>m Ansteuern von Nueva Gerona auf ausdrücklichen Wunsch<br />
unseres Kapitäns keine Grundberührung hatten, hat der Kapitän gewaltigen Respekt. Schließlich<br />
haben wir jetzt noch größeren Tiefgang, als mit leerem Schiff <strong>bei</strong>m Einlaufen.<br />
‘El Practico’ nimmt wieder Anlauf: Mit „normalemento commandante“ glättet er die Sorgenrunzeln<br />
im Gesicht des Kapitäns, der schließlich die ‘Beratung’ des Lotsen als Einziger verantworten<br />
muß. Es geht klar... Huch!<br />
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