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Ich frage den armen Hund, der als einzige Habe sein Seefahrtsbuch in der Jeanshose gerettet<br />
hat: : „Wie kam’s denn?“ Er meint: „Weiß der Teufel wie und warum, aber das Schiff machte<br />
Wasser. Wir haben die Luken voller Getreide. Die Schlagseite wird immer größer. Wir pumpen<br />
und ackern wie die Kaputten auf dem Schiff. Das gequollene Getreide setzt die Pumpenleitungen<br />
dicht. Wir hätten Zeit gehabt das Schiff irgendwie an Land zu bringen. Aber der<br />
Alte will nicht.<br />
Jetzt, wo nichts mehr zu machen ist, setzt er endlich ein ‘Mayday’ ab.“<br />
Ich verschaffe dem Holländer eine Telefonverbindung über Scheveningen Radio mit seiner<br />
Heimat. So werden dort die Angehörigen ihrer Sorgen entledigt.<br />
Mittlerweile ist Betrieb um uns herum. Ein paar Kampfbleche sind eingetroffen. Die haben<br />
ohnehin Langeweile und können sich ja mit dem kapriziösen Alten der RANA amüsieren. Im<br />
Gegensatz zu denen, haben wir ja noch was vor.<br />
Ich melde uns <strong>bei</strong> Skagen Radio ab und wir bekommen ein „thank you for cooperation“.<br />
Wir rauschen ab. Die RANA sinkt kurz darauf.<br />
Die fünf Holländer an Bord ballern erst einmal einen und erfreuen sich des Lebens.<br />
Ihr Chiefmate bekommt ein Pflaster auf seine Rippenfraktur.<br />
Dann pennen die fünfe mehrere Runden. Über Scheveningen Radio werden die Übergabemodalitäten<br />
ausgekaspert. Das geht reibungslos. Ein Seenotkreuzer der Holländer kommt so<br />
weit wie möglich auf unsere Kurslinie <strong>bei</strong> Hoek van Holland heraus. Die Jungens sind’s<br />
zufrieden. Blieb ihnen doch gerade noch Zeit, ihren Rausch auszupennen und schwupp,<br />
schon sind sie zu Hause. Die fünfe haben uns umarmt und gedankt. Die Reederei der RANA<br />
schickt dem Kapitän und der Besatzung später ein Dankschreiben.<br />
92<br />
Die Fauna von Kassa<br />
Conakrys Tropensonne hat uns wieder. Davon ist reichlich vorhanden, was fehlt sind Bananen<br />
im Schuppen.<br />
Wir liegen in der Sonne. Der Einfluß der Botschaft der DDR in Guinea, um dessen Intensivierung<br />
die frisch anerkannten Diplomaten täglich verbissen ringen, ist weiter gestiegen. Behaupten<br />
die Ringer jedenfalls. Das Ladungsaufkommen, wegen dem wir eigentlich dauernd<br />
hierher kommen, hat sich allerdings weiter verringert.<br />
Wir schauen mal wieder drüben auf Kassa nach dem Rechten. Auch auf Roum war ich schon<br />
lange nicht mehr. Der Kochsmaat ist Angler. Ich bin Angel-Legastheniker und habe dafür<br />
keinen Faible. Der Kochsmaat wirft vor Kassa seine Angel aus. So wie das ein Sportfreund<br />
des Deutschen Anglerverbandes der DDR gelernt hat. Die Kollegen Neger sind mit ihren<br />
Einbäumen auf diesem Fangplatz ganz heftig am Fischen. Sie befleißigen sich aber einer<br />
anderen Fangtechnik.<br />
Unser Angler hat einen Biß nach dem anderen. D. h. ein Baracuda nach dem anderen <strong>bei</strong>ßt<br />
ihm immer den Fisch ab, den er gerade geangelt hat. Er holt nur geangelte, angefressene<br />
Fischköpfe in unser Boot.<br />
Das Knoff-Hoff der Baracuda-Fischerei verschaffen wir uns von den Franzosen.<br />
Storekeeper und I.Ing. bauen das Fanggeschirr.<br />
Wir kreuzen mit unserer Barkasse und unserer Ausrüstung auf dem Fangplatz vor Kassa auf.<br />
Verglichen mit den schlanken Einbäumen der einheimischen Fischer, sind wir ja schon ein<br />
„Walfangmutterschiff“.<br />
Wir verbessern unser Knoff-Hoff durch intensive Beobachtung der Konkurrenz auf den<br />
kleineren Einheiten. Der Kollege Neger hat seine Angelsehne um den großen Zeh gewickelt,