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Buch - bei Funker Felix

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Zweites <strong>Buch</strong><br />

-Eine ganz andere Sorte Seefahrt-<br />

Total ‘verschanghait’<br />

MS JOHN BRINCKMAN liegt in der Warnow-Werft Warnemünde. Es ist Sommer. Mit den<br />

angesammelten ‚freien Tagen’ könnte ich locker ein halbes Jahr Urlaub machen.<br />

Meine Vorgesetzten sehen das auch so. Ich bekomme Urlaub, Hurra!<br />

Im ganzen zwei Tage!<br />

Am 11.6.1968 mustere ich ab, am 13.6. ist mein begonnener Urlaub wieder beendet. „Fahr mal<br />

schnell mit MS THALE nach Rotterdam den Tanker WOLFEN holen. Danach kannst du<br />

immer noch Urlaub machen“, beschließt mein Funkinspektor.<br />

Das „danach“ dauerte 10 Monate und 23 Tage!<br />

Die Reederei hat von Norwegen den 42-Tausend- Tonnen-Tanker MT TARIM gekauft. In der<br />

Rotterdamer Werft wird das Schiff MT WOLFEN getauft und nach Reederei-Bedürfnissen<br />

umkonzipiert. Die dafür erforderlichen wertvollen Valuta sind knapp, offensichtliche Mängel<br />

werden beseitigt, die verdeckten bleiben uns erhalten. Die Werftzeit zieht sich hin, nach<br />

Beendigung der Reparaturzeit schickt die Reederei die Segelorder: von Rotterdam ablaufen<br />

„for order“.<br />

„Ja jetzt bist du dort drauf“ meint lakonisch mein Funkinspektor, als ich ihn am Telefon darauf<br />

hinweise, daß ich das Schiff nur nach Rostock holen sollte. „Verschanghait“ nannte man<br />

früher eine solche Anmusterung gegen den Willen des Betroffenen. Sechseinhalb Jahre<br />

habe ich mich auf MS JOHN BRINCKMAN der Fruchtschiffahrt gewidmet. Jetzt wurde ich<br />

von meinem schönen weißen Schwan auf so ein großes Ölfaß verschaukelt. „Ich duftete<br />

bisher nur nach ‚tropical fruits’, ihr muffelt hier alle nur nach ‚crude oil’“ befrotzelte ich<br />

missmutig meine zukünftigen Kollegen. Allesamt gestandene Tankerleute.<br />

Tanker kann ich nicht leiden. „Na gut, jetzt fahre ich immerhin auf dem größten Schiff der<br />

Reederei“ tröste ich mich selbst und bin längst urlaubsreif. Meine Frau und vier Kinder<br />

natürlich gleichsam.<br />

Den Tanker packt jeder Hafenkapitän in die letzte Ecke seiner Kaianlagen. Ölhäfen liegen<br />

ohnehin schon in trister unbewohnter Taiga. Damit, wenn so ein Pulverfaß in die Luft fliegt,<br />

es das schön für sich alleine erledigt, ohne Personen oder anderer Leute Sachwerte zu<br />

beschädigen.<br />

Ich mag keine Tanker und.... fahre auf den nächsten Seiten dieses <strong>Buch</strong>es zehn Jahre lang auf<br />

diesen Gefahrguttransportern und das mit zunehmendem Lustgewinn. Schließlich liebe ich<br />

meinen Beruf und fahre (wenn auch manchmal mordsmäßig fluchend) gerne zur See.<br />

Eine anschauliche Belehrung<br />

Unser neu übernommenes Schiff wurde in Rotterdam entgast und liegt nun in der Werft für<br />

die nötigsten Reparaturen und zur Klassenerneuerung. Auch jedes Schiff muß regelmäßig<br />

zum TÜV.<br />

Des nachtens rummst es ganz heftig.<br />

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