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Buch - bei Funker Felix

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Morgens <strong>bei</strong>m Frühstück kennt noch niemand den Grund, aber erwacht sind in der Nacht<br />

alle.<br />

Während des Frühstückens erreicht uns die Kunde.<br />

Der griechische Tanker, der sich nach uns der Tankreinigung unterzog, ist im Verlauf dieser<br />

Ar<strong>bei</strong>ten explodiert.<br />

Die Tankreinigungsfirma betreibt ihr Gewerbe außerhalb der Werft. Wir können vom Peildeck<br />

unseres Schiffes allerdings dort hinüber schauen.<br />

Wir pilgern zu dem Anschauungsobjekt, das jedem von uns anschaulich verdeutlicht, wie<br />

lebensbedrohend Fehlverhalten <strong>bei</strong> dieser Art von Gefahrguttransporten bestraft wird.<br />

Die Firma verfügt am Flußufer über eine Pier zum Festmachen ihrer zu reinigenden Objekte<br />

und einer Anlage zum Aufbereiten der Waschlauge. Des weiteren ist selbstverständlich die<br />

Abnahme der Wasch- und Ladungsrückstände gewährleistet.<br />

Der Tanker bietet von der Pier aus einen Einblick in seine perforierten Eingeweide.<br />

An seiner Steuerbordseite klafft ein bizarr zerfranstes Explosionsloch, durch das zwei Autobusse<br />

parallel gut einfahren könnten.<br />

Die verstärkenden Spanten in der Form von sehr kräftigen Doppel-T-Profilen ragen verschnörkelt<br />

und mehrfach verdreht aus den zerfransten 25-Millimeter-Blechen der aufgebördelten<br />

Außenhaut.<br />

Der Druck der Explosion entwich hier seitlich über die Bordwand. Durch den Wassereinbruch<br />

liegt der Tanker wieder tief abgeladen im Wasser.<br />

Vor die Wahl gestellt, Reinigung eines Tankerladeraums oder eines Fäkalientanks, zöge ich<br />

den Fäkalientank vor, selbst unter der Erhaltung der Betriebsbereitschaft desselben. Ich<br />

gönne mir später auch das Vergnügen, achtzig Zentimeter abgelagerte gasende Sedimente<br />

aus einem 40-Tausend-Tonnnen-Tanker herauszuschaffen, um ihn gasfrei für die Werft zu<br />

machen. Natürlich um wertvolle Valuta einzusparen.<br />

Diesen Job will demzufolge in Rotterdam kaum einer als Dauerbeschäftigung machen. Somit<br />

bildet die Stammbesatzung dieser Tank-Cleaning-Firma nur ein Mann!<br />

Der allerdings ist firm und versteht dieses Gewerbe.<br />

Zieht nun seine Firma einen Auftrag an Land, sucht sich dieser Vormann eine Gang zusammen,<br />

die gewillt ist, für eine recht ordentliche Entlohnung, diesen Scheißjob, zeitlich begrenzt,<br />

zu machen. Er tut sich auf dem Rotterdamer Bahnhof und in jobbenden Studentenkreisen<br />

um. So eine rekrutierte Schleudertruppe rückt dann schlecht ausgerüstet und<br />

ziemlich blauäugig den explosiven Ladungsrückständen in den Tankschiffen zu Leibe.<br />

Wahrscheinlich hat im gasenden Laderaum des griechischen Tankers einem solchen Hilfsfreiwilligen<br />

nach der letzten Zigarette seines Lebens gelüstet.<br />

Drei Tote werden in dem gefluteten Schrottchaos vor Ort gefunden. Der havarierte Tanker<br />

wird in die Werft geschleppt und aufgedockt, das Wasser läuft aus dem Leck und drei weitere<br />

Leichen fallen trocken.<br />

Auch die alten Tankerhasen sind beeindruckt. Solche Urgewalten hatten sich in der DDR-<br />

Tankerfahrt noch nicht entfaltet.<br />

Vom Tanker LEUNA II flog 1958 allerdings der schwere Lukendeckel des Trockenladeraumes<br />

durch die Luft. Hier bezahlten nach einer Explosion drei Raucher ihr Fehlverhalten mit dem<br />

Leben.<br />

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