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Dirns, die um ihre schwere Ar<strong>bei</strong>t und ihre recht häufig angesäuselten Männer nicht zu<br />
beneiden sind.<br />
Also, es ist Tag der Roten Armee!<br />
Kapitän Gustävel schickt mich in die Spur: „Schauen sie doch mal nach, ob <strong>bei</strong><br />
‘Schiffsversorgungs’ irgend etwas Brauchbares zu ergattern ist!“<br />
In dem Magazin dienen heute nur die Damen, schließlich ist Tag der Roten Armee. Die<br />
verdienten männlichen Kämpfer und ganz besonders der Chef der Firma, werden irgendwo<br />
ganz feierlich für ihre früheren, die heutigen und die ohnehin noch zu erwartenden<br />
Verdienste geehrt: Na starowje, pod stolom mö vidiem!<br />
In der Lagerhalle der volkseigenen Schiffsausrüster-Firma überfliege ich das gut übersichtliche<br />
Angebot und entschließe mich spontan für den Erwerb eines hölzernen Sauerkrautfasses.<br />
Russische Karpusta ist der Grundbestandteil von Borscht und Soljanka und überhaupt<br />
und sowieso hat Sauerkraut seit Urzeiten das seefahrende Volk vor Skorbut, Haarausfall,<br />
Impotenz und anderen Gebrechen bewahrt.<br />
Das nehme ich!<br />
„Die Lieferung erfolgt umgehend“, garantiert mir die diensthabende stellvertretende Stellvertreterin.<br />
Sie ist nüchtern!<br />
Ich gehe zu Fuß an Bord zurück, die Sauerkrautfaß-Lieferantin ist motorisiert. Das Sauerkraut<br />
und ich treffen nahezu gleichzeitig am Schiff ein.<br />
Larissa hat das Faß per Gabelstapler, zwischen den Gabelholmen liegend, angeliefert.<br />
Die Matrosen stellen die Ladebäume, das Faß wird an Bord gehievt. An<strong>bei</strong> Lieferschein, wie<br />
sich das gehört, unterschreiben bitte! Der Wachoffizier ruft mich: „Hast du in „Russisch“<br />
damals besser aufgepaßt, Sauerkraut heißt doch auf russisch nicht ogurez?“ „Eigentlich<br />
nicht“ kratze ich mein Vokabularium zusammen, „aber saure Gurken wären ja auch zum<br />
Verzehr geeignet.“ „Djewotschka“ wende ich mich an die überforderte Ersatz-Kommandierende<br />
des Schiffsversorgungs-Unternehmens: „Was ist denn nun drin in diesem Faß, Kraut<br />
oder Gurken?“ Sie läuft etwas rosa an und meint: „Ja nje snaju, mö smotrim!“<br />
Also schauen wir nach!<br />
Ein kleiner Kuhfuß ist schnell zur Hand und zur Hand ist auch eine aus dem Faß gegriffene,<br />
grüne, sauer eingelegte Tomate.<br />
Sauerkraut habe ich gekauft, saure Gurken stehen auf dem Lieferschein und saure Tomaten<br />
werden letztendlich angeliefert. Huch, ist das hier immer aufregend.<br />
Das Sauerkraut-Gurken-Tomatenfaß tropft auf dem Rücktransport etwas zwischen den Holmen<br />
des Gabelstaplers, weil der wieder draufgedrückte Holzdeckel nun nicht mehr so dicht<br />
schließt.<br />
154<br />
______________<br />
Die Decks-Gang malt während einer Hafenliegezeit die seeseitige Bordwand des Tankers an.<br />
Dazu bedient sich die Malerbrigade eines selbst gefertigten Floßes. Das sind sechs leere<br />
Rollreifenfässer, die mit Planken belegt wurden. An einem außenbords hängendem Tampen<br />
verholt sich die Truppe auf dem Floß längs der Bordwand, an der sie ihre Farbrollen auf- und<br />
ab bewegen. Die Jacobsleiter, auf der sie vom Hauptdeck zum Floß hinabgestiegen sind,<br />
hängt mittlerweile mittschiffs. Das Floß ist inzwischen bis zum Achterschiff verholt und um<br />
zur Kaffee-Time an Bord zu gelangen, ist der Weg über die Leiter an der Spundwand der Pier<br />
bequemer.<br />
Die farbbekleckerten Anstreicher gelangen auf diesem Weg aber nicht auf ihr Schiff, jedenfalls<br />
nicht über die Gangway.