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für die codierten Funksprüche zur Führung der Kampfbleche, die in der Regel allerdings die<br />
Ostsee-Hoheitsgewässer der Deutschen Demokratischen Republik nur zu Freundschaftsbesuchen<br />
in die Nachbarhäfen der polnischen und sowjetischen Waffenbrüdern verlassen.<br />
Vorausgesetzt, der Wind bläst nicht stärker als Windstärke sechs. Da fallen der Seekrieg und<br />
auch die Freundschaftsbesuche aus.<br />
Ich bringe meine gegen Empfangsquittung und Sonderausweis empfangenen<br />
Verschlüsselungs-Unterlagen zum Hochsicherheitstrakt zurück, als eine herbe Kommandostimme<br />
mein Vorhaben vorübergehend unterbricht: „Genosse Obermaat, Genossen Matrosen,<br />
zu mir!“ Nachdem ich auf dem Hacken eineinhalb Vollkreise drehe, entdecke ich den<br />
ziemlich Hohen, baue mein Männchen und melde: „Genosse Korvettenkapitän, Obermaat<br />
Flegel mit GKDOS-Unterlage zum Stabsgebäude unterwegs.“ Die zwei Matrosen, die mich<br />
angeblich grußlos passierten und ich werden an die weiß getünchte Wand der Kantine<br />
gestellt und mit einer „Penti“ fotografiert. Die goldfarben beblechte „Penti“ ist nun wirklich<br />
der lächerlichste Fotoapparat der Warschauer Vertragsstaaten. Beim Losknipsen fliegt rechts<br />
ein Knüppel aus dem Apparat, <strong>bei</strong>m Hineindrücken desselben, wird dann der Film weiter<br />
transportiert.<br />
Derart ausgerüstet, werden wir drei Missetäter also lichtbildnerisch von dem Flottenadmiral<br />
abgelichtet und unsere Konterfeie am nächsten Tag auf der Wandzeitung zur Verbesserung<br />
der Mißstände in „die Objekt“ aufgehängt. Ich, weil ich als Obermaat nicht auf die Ehrenbezeugung<br />
meines, an der Backbordseite meiner Bluse angehefteten Ankers bestanden habe<br />
und die <strong>bei</strong>den Matrosen, weil sie diesen an meiner Steuerbordseite nicht gesehen haben.<br />
Jeder Tag ist schön!<br />
16<br />
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Ich habe nur 60 solche Tage in „die Objekt“ verbracht, und auf Grund meiner mittlerweile<br />
auch kriegstauglichen Kenntnisse einen kometenhaften Aufstieg erlebt. Nach diesem werde<br />
ich wegen „aufsässigem Verhalten“ aber wieder degradiert. Von den 60 Tagen hätte ich auch<br />
ohne meinen Kumpel Jochen etliche im betriebseigenen Knast der Seeoffizierschule „Karl<br />
Liebknecht“ verbracht. Nach dem der Spieß mit seinem IQ von etwa 3,5 meinen Spind umgekippt<br />
hat, weil der Pfalz eines Taschentuches um o,5 Millimeter nicht auf Kante mit dem<br />
darüber liegenden bündig lag. Ich vertrete als jugendlicher Heißsporn die Meinung, daß<br />
derjenige, der meinen Spind umkippte, diesen auch wieder einräumen müsse.<br />
Jochen räumt ihn ein, normgerecht.<br />
So, daß die Erfinder dieses Männerulkes, nach dem Pappstreifen in den auf Zehntelmillimeter<br />
auf Kante gelegten Taschentüchern die Gefechtsbereitschaft erhöhen sollen, nichts mehr zu<br />
meckern haben.<br />
Ohne meinen Kumpel Jochen hätte ich jetzt, den evt. interessierten Lesern, das Innenleben<br />
des Armee-Knastes nach 6 Tagen „Dicken“ geschildert.<br />
Später dann fege ich <strong>bei</strong> der Waffenausbildung an irgendeiner Zwillingsflak dem Spieß die<br />
Obermeister-Mütze vom Kopf, weil ich mit dem Drehmechanismus ganz rasant die Rohre ihm<br />
entgegen, statt von ihm wegschwenke. Das ist meinerseits aber ein reiner Bedienfehler!<br />
Die aufregenden Erlebnisse während meiner lumpigen 60-tägigen Armeezeit würden locker<br />
100 Seiten dieses <strong>Buch</strong>es füllen, denn jeder Tag dort war enorm aufregend.<br />
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Morgens um 06.00 Uhr Alarm. Ausrücken in voller Staffage. Vier Tage Feldlager, Schießausbildung.