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Buch - bei Funker Felix

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Wir nehmen vier DDR-Repräsentanten an Bord und den Tschechischen Botschafter nebst<br />

Gemahlin. Die Tschechen sind in Ordnung.<br />

Das von uns in Benti infiltrierte kulturelle Leben gipfelt während dieser Hafenliegezeit in<br />

einem Fußballspiel. Wir haben Reisen vorher schon gegen „Wacker Benti“ gespielt und<br />

hatten immer mächtig zu knacken. Wir, im out-fit wie die Stars von Benfica Lissabon, „Wacker<br />

Benti“ in zerlumpten Hosen und barfuß. Wir haben ihnen nach unserem ersten Länderspiel<br />

unsere Dresse geschenkt und uns von der Reederei aus dem K&S-Fonds neu ausstaffieren<br />

lassen. Jetzt laufen <strong>bei</strong>de Mannschaften auf wie <strong>bei</strong> einem Kontinente-Vergleich: Afrika<br />

gegen Europa. Selbst auf „Schalke“ träumt man heute von so einer Zuschauerkulisse. Von<br />

etwa dreihundert Einwohnern sind wieder dreitausend gekommen. Nur der ‘center court’ läßt<br />

noch Wünsche offen. Rasenheizung ist nicht erforderlich. Aber der Sturzacker ist ziemlich<br />

stark geneigt, also nicht eben. Das eine Seitenaus liegt auf dem Berg, das andere demzufolge<br />

im Tal. An dieser Seite versucht auch ständig das Gesträuch über die nicht näher markierte<br />

Seiten-Linie hereinzuwuchern. Wenn der Ball in dieses Seitenaus fliegt, muß man zum Wiederauffinden<br />

sehr lange suchen und da<strong>bei</strong> die Schlangen nicht außer Acht lassen.<br />

Ich stehe im Tor der Europaauswahl. Das habe ich schon für den TSC Wustrow als Student<br />

gemacht. In „Knochen“- Ewert’s Mannschaft mit Hein Meier und Hanning Zemplin.<br />

Das Tor im Zentralstadion von Benti ist eine gewagte Bambuskonstruktion in lockerer<br />

Lianenverbundbauweise.<br />

Als ein Ball gegen die obere Bambuslatte knallt, fliegt die Kiste erst einmal um.<br />

Die weiblichen Zuschauer haben oben auf dem Berg die Beine verschränkt, damit sie <strong>bei</strong><br />

ihren Heiterkeitsausbrüchen nicht zu dolle einpischern.<br />

Monsieur Moreau, der französische Pflanzer ist Sponsor, Präsident und Trainer von „Wacker<br />

Benti“. Heute fungiert er auch noch als Schiedsrichter.<br />

Wir einigen uns <strong>bei</strong> der Affenhitze auf eine Spielzeit von zwei mal fünfundzwanzig Minuten,<br />

sonst gehen wir ja konditionell völlig hoffnungslos krachen. Der parteiische „Schiri“ läßt<br />

aber unwahrscheinlich lange nachspielen.<br />

„Schweinchen“, der beleibte Bootsmann, hat während des Spiels 13,5 Liter Wasser verloren.<br />

Außer viel Flüssigkeit haben wir auch das Spiel verloren.<br />

Das spielt aber in sofern keine Rolle, weil das ganze Weibervolk am Rande des Spielfeldes,<br />

das da keift und kreischt, daß es bis Kapstadt zu hören ist, nicht die Bohne einer Ahnung hat,<br />

worum es auf dem Sturzacker überhaupt geht. Wenn ein Blaßgesichtiger sich ordentlich<br />

hinpackt, ob nun mit, oder ohne Feindeinwirkung, spielt keine Rolle, dann bricht der Jubel<br />

von den Rängen. Und das macht hier den eigentlichen Schauwert eines Fußballspieles aus.<br />

Ich verletze mich <strong>bei</strong> meinem Torwart-Engagement am Knie. Eine ziemlich großflächiger<br />

Tapetenschaden.Vorerst regelt Peter Erbstößer das wieder in seiner Bordpraxis. Monsieur<br />

Moreau lädt abends zum Diplomatenempfang. Er bewohnt am ‘Stadtrand’ von Benti ein<br />

Steinhaus und wenn er will, kann er mit einem Dieselgenerator auch elektrischen Strom<br />

herstellen. Wechselstrom, brennt, brennt nicht, brennt....<br />

Wir finden seine Benzinlampen besser, da stellt er den knattrigen Diesel draußen wieder ab.<br />

Zur Ausgestaltung der schönen Party hat das Schiff mit Naturalien natürlich kräftig <strong>bei</strong>getragen,<br />

aber der Pflanzer besticht uns mit seinen Naturprodukten. Sein Boy verabreicht uns eine<br />

Erdnuss-Soße und eine Zwiebelsuppe, dazu ein französisches Baguette a la bonheur. Auch<br />

ein kaltes Buffet ist im Angebot, belegte Baguette-Scheiben. Die meisten Belege kennen wir,<br />

sie stammen aus unserer Proviantlast. Aber eine ganz vorzüglich mundende Pastete ist neu.<br />

„Erbse“ und ich, wir baggern uns gerade genüßlich durch die Brötchen mit der Pastete,<br />

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