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Buch - bei Funker Felix

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In Chinas bewegter Geschichte verhungerten viele Millionen Menschen, eine halbe Million<br />

Chinesen ertranken in diesem Jahrhundert im immer wiederkehrenden Hochwasser der riesigen<br />

Flüsse. Der Gelbe Fluß bringt jährlich Unmengen gelben Lehms aus dem nördlichen<br />

Hochland Chinas mit und lagert nach abnehmender Fließgeschwindigkeit im Süden die Sedimente<br />

am Flußgrund ab. Einen feinkörnigen Rest der gelben Schwebstoffe behält der Fluß<br />

aber bis zu seiner Mündung noch listenreich im Gepäck, zur Gelbfärbung des Gelben- und<br />

des Ostchinesischen Meeres.<br />

Die Ablagerungen am Flußgrund heben oben den Wasserspiegel an. Das viele Wasser paßt<br />

nun nicht mehr so recht in das Flußbett hinein. Dann tritt es wegen Platzmangel kurz entschlossen<br />

oben über die Deiche.<br />

Die Anrainer, die das überleben, bauen dann Jahr für Jahr die Dämme höher und schauen<br />

dann Jahr für Jahr von unten zu ihrem immer weiter über ihnen dahinrauschenden riesigen<br />

Fluß empor.<br />

(Gerade im Jahr 1998 geht das mal wieder gar nicht gut, es ertrinken aber nur einige<br />

Zigtausende.)<br />

„Vor der Machtübernahme Mao Tse-Tungs, also before the revolution verhungerten und<br />

ertranken in regelmäßigen Abständen Hunderttausende seiner Landsleute. Jetzt werden diese<br />

alle einigermaßen satt und vor den verheerenden Hochwassern leidlich geschützt.<br />

So gut wie sich das eben machen läßt.<br />

Das ist für die vormals Betroffenen ein echter Zugewinn an Lebensqualität.<br />

Unser dolmetschender Reiseleiter mit seinem stereotypen bevor the revolution - alles Mist,<br />

after the revolution - alles bestens, hat nicht gelogen oder gar so übertrieben schöngefärbt.<br />

Aber man muß Chinese sein, um einen uns so kläglich erscheinenden Lebensstandard als<br />

Zugewinn an Lebensqualität euphorisch feiern zu können!<br />

Auf der langen Rückreise von China nach Rostock hören wir den Geschichten des deutschen<br />

Passagier-Ehepaars gerne zu. Seit zwei Tagen halten sich die Eltern des kleinen fünfjährigen<br />

Wirbelwindes mit ihren Kultur<strong>bei</strong>trägen allerdings vornehm zurück.<br />

Wir stampfen durch schlechtes Wetter. Pappi und Mammi sind heftig seekrank.<br />

Die Kleine allerdings ist quicklebendig. Wer Zeit hat, spielt mit dem niedlichen blonden<br />

Mädchen.<br />

Martin Schwinke, der Obersteward bringt das Mädchen eines stürmischen Morgens früh<br />

halbsieben vom gischtumblasenen Hauptdeck zurück in den Brückenaufbau. Sie war ihren<br />

seekranken Eltern entwischt und hat vor dem Frühstück an Oberdeck mit den fliegenden<br />

Fischen gespielt, die während der stürmischen Nacht sich verflogen haben und teilweise im<br />

Wassergraben am Schanzkleid noch mit den Schwänzen schlagen. Die Mutter der Kleinen<br />

verliert die letzte, noch verbliebene Gesichtsfarbe, als ihr der Ausreißer zurück gebracht wird.<br />

Heute scheint die Sonne wieder, der Seegang ist abgeebbt und unsere Passagiere beenden<br />

dadurch ihre strenge Diät und plaudern auch wieder mit uns:<br />

„Vor ein paar Jahren gingen den Chinesen die Fliegen auf den Senkel. Sie übertragen Krankheiten<br />

und verderben Lebensmittel. Die Fliegen müssen radikal bekämpft werden, war die<br />

Losung des Jahres. Jedem chinesischen Staatsbürger und jeder chinesischen Staatsbürgerin<br />

(damit Frau Schwarzer nicht mit mir meckert) wurde eine Plastik-Fliegenklatsche kostenlos<br />

zugeteilt. Diese hatte ein jeder stets am Mann bzw. an der Frau zu tragen und damit allerorts<br />

mitleidlos auf jede Fliege einzudreschen, der man nur habhaft werden konnte. Die Wirkung<br />

war selbst für chinesische Verhältnisse verblüffend. Das Land mußte später sechs Fliegenpärchen<br />

aus Korea importieren, da die Spezies der chinesischen Stubenfliege (summsi<br />

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