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der plattgedrückten Menschenwand, dann holen die verbleibenden 15 Mann Schwung,<br />
stemmen sich wie <strong>bei</strong>m Anschieben eines LKW in den Schotter der Straße und drücken so<br />
viele Leute hinein, wie das Komprimat in dem Bus noch aufnimmt. Im ganzen zwei! Dann<br />
federt der Innendruck aus dem Bus zurück, der schon umzukippen drohte. Wir Außenstehenden<br />
sind der Tür <strong>bei</strong>m Schließen behilflich und begeben uns wieder auf den langen staubigen<br />
Rückweg zu dem havarierten Robur-Bus. Dort müssen wir biwakieren.<br />
Ich ziehe mit noch einigen die Übernachtung am Lagerfeuer im Freien vor. Auf den Blechsitzen<br />
im Bus kann ich nicht pennen. Wir braten im Feuer Fische am Harpunenspieß. Aber<br />
ohne Salz schmecken sie scheußlich. Um an Feuerholz zu kommen, wracken wir die Pfähle<br />
eines Weidezaunes ab. Die sind ohnehin morsch und längst erneuerungswürdig. Ein Skorpion<br />
rennt jetzt mit erhobenem Stachel auf einem brennenden Balken auf und ab. Wenn das<br />
Feuer niedergebrannt ist, wird es recht maikühl in dieser romantischen karibischen Nacht.<br />
Etliche fette Dwarslöpper trampeln klappernd an uns vor<strong>bei</strong>. Außer, daß ich bisher nicht<br />
wußte, das Dwarslöpper des nachtens auch im Trockenen unterwegs sind, gibt es keine<br />
besonderen Vorkommnisse.<br />
Am nächsten Tag um 11.00 Uhr kommt uns ein anderer Bus holen. Companero Rudi, der<br />
Tausendsassa, hat einen aufgetrieben.<br />
Unsere <strong>bei</strong>den in den Bus Gepressten schlugen sich nach Nuevitas durch und langten dort<br />
allerdings erst nach Mitternacht an.<br />
Da habe ich doch lieber im frischen karibischen Passat übernachtet, als im Pferch solcher<br />
Transportmittel.<br />
Für den kubanischen Fahrer hat sein Amigo nur Wasser und Proviant mitgebracht.<br />
Einen Abschleppdienst konnte Rudi noch nicht auf die Beine stellen. Unsere Muräne und<br />
noch andere Mitbringsel muffeln jetzt aber schon verdächtig, nach den 24 Stunden ohne<br />
Kühlung.<br />
Das war einmal eine etwas anders geartete Abenteuertour als eine Pauschalreise <strong>bei</strong> TUI. Wir<br />
haben sie verdient.<br />
Wir verabschieden uns von den gefälligen Freunden, die sich in Nuevitas weiterhin verbissen<br />
bemühen, aus den umliegenden Kalksteinen Zement zu brennen. Im Gegenzug haben wir<br />
ihnen das Überleben auch etwas erleichtert. Sie brauchen ja auch Tod und Teufel. Seife,<br />
Kerzen, Mostrich und Verpflegung sowieso. Bis zu unserem nächsten Überfall haben sie<br />
gerade wieder genügend Zeit, ihre von uns weggeputzten Rum-Vorräte aufzufrischen.<br />
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Die Schleudertruppe ‘Fruchtimex’<br />
MS JOHN BRINCKMAN verläßt mit voll Schiff Zitrusfrüchten Kuba in Richtung Rostock.<br />
Der Kapitän quetscht das Schiff durch den Providence Channel hinein in das Bermuda-<br />
Dreieck. Ich tupfe mir nach geglückter Passage dieses Seegebietes wieder den Angstschweiß<br />
von der Stirn, da empfange ich das ökonomisch unverständlichste Telegramm meiner Laufbahn.<br />
Kapitän Düerkop schaut mir tief in die Augen und wedelt wie ein Scheibenwischer mit<br />
der Hand vor meinem Gesicht, um meine geistige Verfassung zu prüfen. Der Tropenkoller<br />
fordert gelegentlich seine Opfer. Er liest:<br />
kursaenderung nach las palmas stop dort ladungsuebergabe an<br />
das brd-schiff ms tanger stop nach entloeschung sofortiges<br />
ablaufen nach conakry wegen grossem ladungsangebot - seereederei<br />
befrachtung