Die Religion der Baul-Gemeinschaft
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teilnahmen, gehört. Es erzählt von <strong>der</strong> Hochzeit von Göttin Parvati, auch Uma genannt, und<br />
Gott Shiva. Zeile 1-6: Nach ihrem Freitod wurde Sati, die Gemahlin Shivas, als die Tochter<br />
vom Himalaya und seiner Frau Menaka geboren. Sie hieß nun Parvati. Da <strong>der</strong> Ehebund auch<br />
nach dem Tod gilt, war sie weiterhin mit Shiva verheiratet. Daher wollte sie auch in diesem<br />
Leben Shiva heiraten, obwohl sie durch die Wie<strong>der</strong>geburt jetzt wesentlich jünger war als<br />
Shiva. Sie überzeugte ihre Eltern von ihrer Liebe zu Shiva und die Eltern verheirateten sie<br />
mit ihrem Auserwählten. Zeile 7-10: Hier werden die Altersschwächen Shivas übertrieben.<br />
Zeile 11-17: <strong>Die</strong>se Zeilen beschreiben Shivas Aussehen und Gewohnheiten im tieferen<br />
Sinne. Shiva hat keine Eigenschaften, da er über den drei Eigenschaften (guna) <strong>der</strong> Prakriti<br />
(s. Kapitel 4) steht. <strong>Die</strong>se Eigenschaften sind Reinheit (sattva), Aktivität (rajas) und<br />
Trägheit (tamas). Alle Dinge, die wir wahrnehmen, beinhalten diese Eigenschaften. Er ist<br />
<strong>der</strong> Herr aller Gespenster, d. h. er ist <strong>der</strong> Herr <strong>der</strong> Welt. Zeile 18-20: Der Verfasser nennt<br />
Gott Brahma an dieser Stelle den Vater <strong>der</strong> Welt, da er <strong>der</strong> Schöpfer <strong>der</strong> Welt ist. Shivas<br />
Hautfarbe ist weiß, was in Indien bekanntlich als schön gilt.<br />
109<br />
Shiva im Berg Kailasa ist ein Verrückter.<br />
(Er ist) verrückt geworden,<br />
Nachdem er (den Nektar <strong>der</strong> Liebe) getrunken hat<br />
(Nun hat) er (auch noch den Saft von) Hanf und Datura Alba<br />
bis aufs Letzte ausgetrunken!<br />
110<br />
Herr, unbeschreiblich ist<br />
Deine Barmherzigkeit.<br />
Wenn ich daran denke,<br />
Fließen mir unaufhaltsam die Tränen.<br />
Auch wenn ich Taten vollbringe, die dir nicht gefallen,<br />
Liebst du mich.<br />
Herr, ich vergesse dich,<br />
Aber du vergißt mich nicht!<br />
Herr, ich verliere dich aus meinen Augen,<br />
Aber du behältst mich immer im Auge!<br />
Du möchtest mir ein freudiges Leben schenken,<br />
Aber ich bleibe undankbar!<br />
111<br />
O Vater des Universums,<br />
Auf deinem großen Thron sitzend hörst du<br />
Deine selbstverfaßte Hymne,<br />
Das Lied des großen Universums.<br />
Ich, <strong>der</strong> Unbedeutendste auf <strong>der</strong> Erde,<br />
Bin gekommen mit meiner Stimme<br />
An deine Tür<br />
Ich habe nur einen Wunsch.<br />
Ich bitte dich um Audienz,<br />
Damit ich dir ein Lied vorsingen kann.<br />
Ich bin gekommen, um dort in dem Hof<br />
Wo die Sonne und <strong>der</strong> Mond (deine Glorie) singen,<br />
In einer Ecke Platz zu nehmen.<br />
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