Die Religion der Baul-Gemeinschaft
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„Beim Essen, Liegen, hier und dort können<br />
<strong>Die</strong> Namen (Krishnas) besungen bzw. rezitiert werden.<br />
Es besteht (hierfür) keine Zeit o<strong>der</strong> Ort betreffende Regel.<br />
Der Name (Krishnas) erfüllt jeden Wunsch.“<br />
<strong>Die</strong>se Vereinfachung gab den Shudras und Kastenlosen, die keinen Hausaltar haben und<br />
üblicherweise den Tempel nicht betreten dürfen, die Möglichkeit, bei Bedarf auf unkomplizierte<br />
Art Gottesverehrung zu vollzuziehen.<br />
3. Gleichberechtigung aller Menschen unabhängig von ihrer Kastenzugehörigkeit<br />
a) Caitanya führte die vollkommene Gleichberechtigung aller Kasten in seiner <strong>Gemeinschaft</strong><br />
ein. Sie wurden von Caitanya eingeweiht und in <strong>der</strong> Gruppe als gleichberechtigte Mitglie<strong>der</strong><br />
aufgenommen. <strong>Die</strong> Shudras saßen mitten in <strong>der</strong> Versammlung und nicht getrennt von den<br />
Hindus aus <strong>der</strong> dre oberen Kasten. Candrashekhar 36 und Ray Ramananda, 37 beide Shudras,<br />
gehörten zu seinem engeren Kreis. Er ließ Ray Ramananda seine <strong>Religion</strong> <strong>der</strong> Krishna-Liebe<br />
zu predigen. 38 Caitanyas weitere nennenswerte Shudra Schüler waren Murari, 39 Haridas, 40<br />
und Sanatan. 41 Er umarmte Shudras und nahm Almosen von ihnen. 42 So öffnete Caitanya<br />
den Shudras das Tor zum Vaishnavismus.<br />
b) Caitanya praktizierte seine Gesang-Gottesverehrung (sankirtan) auch im Jagannatha-<br />
Tempel in Puri. An dieser Gottesverehrung durften alle Schüler teilnehmen. <strong>Die</strong>s bedeutete,<br />
die Shudras, soweit sie Caitanyas Anhänger waren, durften den Tempel betreten und an <strong>der</strong><br />
Gottesverehrung teilnehmen. <strong>Die</strong>s war und ist nicht selbstverständlich in Indien.<br />
c) Caitanyas Schüler aßen gemeinsam, unabhängig von <strong>der</strong>en Kastenzugehörigkeit, die Gott<br />
Jagannatha geweihten und von ihm gesegneten Speisen, die Prasad (Gnade) genannt<br />
werden. Bei solchen Gelegenheiten servierte er das Essen selbst. 43 Caitanya wußte, daß er<br />
seine Kasten-Hindus nicht nur im spirituellen Bereich erziehen, son<strong>der</strong>n sie auch von ihrem<br />
tief verwurzelten Kastendenken befreien mußte, wollte er alle Menschen vor Gott<br />
gleichstellen.<br />
4. För<strong>der</strong>ung des <strong>Gemeinschaft</strong>ssinns und dadurch Abbau <strong>der</strong> Vorurteile<br />
Der Chorgesang und die Gruppenmahlzeit för<strong>der</strong>te den <strong>Gemeinschaft</strong>ssinn <strong>der</strong> Caitanya-<br />
Anhänger. Caitanya ließ sich wahrscheinlich für diesen Zweck noch einige Aktivitäten einfallen.<br />
<strong>Die</strong>se waren das gemeinsame Wasserspiel, 44 die gegenseitige Bemalung mit <strong>der</strong><br />
heiligen Sandelpaste im Jagannatha-Tempel, 45 die gemeinschaftliche Säuberung des Tempelfußbodens<br />
46 und Rollenspiele, bei denen Caitanya mit seinen Schülern Krishnas 47 o<strong>der</strong><br />
Ramas 48 Lebensabschnitte darstellte.<br />
36 Krishnadas Kabiraj: Shri-shri-caitanya-caritamrta, Adilila Vii, 45<br />
37 Ibid., Madhyalila VII, 62-63<br />
38 Ibid., Antyalila V, 85-86<br />
39 Ibid., Madhyalila XI, 149-155<br />
40 Ibid., Madhyalila XI, 159-165<br />
41 Ibid., Antyalila IV, 18-21<br />
42 Ibid., Madhyalila XVII, 60<br />
43 Ibid., Madhyalila XIV, 37-41<br />
44 Ibid., Madhyalila XII, 149<br />
45 Ibid., Madhyalila XI, 208<br />
46 Ibid., Madhyalila XII, 71-134<br />
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