Die Religion der Baul-Gemeinschaft
Die Religion der Baul-Gemeinschaft
Die Religion der Baul-Gemeinschaft
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>der</strong> sowohl die Hindus aus den drei oberen Kasten, als auch die Shudras und Kastenlosen<br />
ihre eigene <strong>Religion</strong> wie<strong>der</strong>fanden. <strong>Die</strong>s ist Caitanya gelungen.<br />
Shri Caitanya<br />
Kurze Biographie<br />
<strong>Die</strong> authentischte Biographie Caitanyas ist das Shri-shri-caitanya-caritamrita, verfaßt von<br />
Krishnadas Kabiraj (1517-1582). Caitanya wurde im Jahre 1486 in Nabadvip, auch Nadiya<br />
genannt, ca. 120 km nördlich von Kalkutta, in einer Brahmanenfamilie geboren. Er lernte<br />
Sanskrit und an<strong>der</strong>en Wissenschaftszweigen des damaligen Indien wie Philosophie, Astonomie,<br />
Astrologie, Literatur, Grammatik etc. und entdeckte beson<strong>der</strong>e Neigung und Fähigkeit<br />
in <strong>der</strong> Logik <strong>der</strong> Nyaya-Philosophie. Caitanya reiste in die heilige Stadt Gaya, die im<br />
heutigen Bundesstaat Bihar liegt, um dort die Opfergabenzeremonie (pindadana) für seine<br />
Ahnen vollzuziehen. Hier lernte er den Asketen (sannyasi) Ishvar-puri kennen. Ishvar-puri<br />
war ein Anhänger <strong>der</strong> Bhakti-Lehre. Auf Caitanyas Bitte gab <strong>der</strong> Asket ihm die Mantra-Initiation<br />
(mantra-diksha), die Caitanya innerlich sehr verän<strong>der</strong>te. Der Gelehrte Caitanya<br />
kehrte nach Nabadvip als ein Krishna-Narr zurück.<br />
Caitanya nahm seine Tätigkeit als Leiter und Lehrer seiner Schule wie<strong>der</strong> auf. Er sah sich<br />
aber bald außerstande, die konventionellen Fächer zu unterrichten, denn seine ganze Konzentration<br />
galt Krishna. So verwandelte er die Schule in einen Ort, an dem die Krishna-<br />
Liebe gelehrt und gelernt wurde. Leute kamen aus <strong>der</strong> Umgebung Nabadvips, um Caitanya<br />
zu sehen und von ihm belehrt zu werden. Caitanya weihte die Willigen in die Krishna-Liebe<br />
ein. Bald hatte er unter seinen Anhängern nicht nur seine Schüler, die jung und unerfahren<br />
waren, son<strong>der</strong>n auch Erwachsene und Gelehrte, wie etwa Advaitacarya, Nityananda, auch<br />
Nitai genannt, die in <strong>der</strong> Lage waren, für die Bewegung selbständig zu arbeiten. Menschen<br />
von <strong>der</strong> neuen Idee zu überzeugen war eine wichtige Arbeit, die Caitanya und seine<br />
Anhänger leisten mußten. Mit vierundzwanzig Jahren verließ Caitanya seine Familie, die aus<br />
seiner Mutter Shacidevi und Frau Vishnupriya bestand und trat in das Asketentum ein und<br />
verbrachte den Rest seines Lebens in <strong>der</strong> Stadt Puri, Bundesstaat Orissa. Puri war ein<br />
idealer Ort für Caitanyas Aktivitäten. Er wohnte hier im Hause des Brahmanen Kashi Misra,<br />
wie <strong>der</strong> König Prataparudra es verordnete. Neben dem Tempel wurde dieses Haus ein<br />
Versammlungsort <strong>der</strong> Caitanya-Anhänger. Der König wurde Caitanyas Schüler. Hiermit<br />
wurden die notwendigen Bedingungen für die Verbreitung <strong>der</strong> neuen Richtung geschaffen.<br />
<strong>Die</strong> unvollendete Biographie gab/gibt Gelegenheit für Spekulationen über Caitanyas Tod.<br />
Manche Gläubigen meinen, Caitanya konnte die Trennung von Krishna nicht mehr ertragen<br />
und umarmte die Jagannatha-Figur im Tempelaltar und diese absorbierte ihren Geliebten. So<br />
löste sich Caitanya in Jagannatha auf. An<strong>der</strong>e glauben, Caitanya sei ins Meer gesprungen,<br />
weil er es für Yamuna, den Fluß in Krishnas Weilort Vrindavan hielt. Neben diesen<br />
Legenden existiert auch <strong>der</strong> nüchterne Verdacht, er sei von einigen Tempelpriestern um<br />
seinen Erfolg beneidet und von ihnen umgebrachtworden. 33<br />
33 Detailliert über Caitanyas Tod in: Svami Tapasyananda: Shri Caitanya Mahaprabhu. His Life <strong>Religion</strong> and<br />
Philosophy, Mylapore, 61-63<br />
25