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Die Religion der Baul-Gemeinschaft

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unterwerfen, indem sie verkünden, daß die Veden die wahre <strong>Religion</strong> nicht wie<strong>der</strong>geben und<br />

daß die Bestimmungen <strong>der</strong> Dharmashastras kleinlich sind. Es besteht kein Zweifel daran,<br />

daß die <strong>Baul</strong>s auf ihre Weise rebellieren, aber sie tun es, weil sie vom klassischen<br />

Hinduismus ausgeschlossen sind und nicht tatsächlich deshalb, weil sie nicht gerne die <strong>Religion</strong><br />

<strong>der</strong> drei oberen Kasten praktiziert hätten. Kapitel 5, Feste und Rituale, zeigt, wie sie<br />

in Anlehnung an den Hinduismus ihre Feste und Rituale gestalten. Eine weitere Kritik <strong>der</strong><br />

Autorin an Bhaskar Bhattacharyyas Buch ist die, daß er auch die Fakire und Derwische<br />

<strong>Baul</strong>s nennt, so daß man nicht weiß, ob die von ihm zitierten Lie<strong>der</strong> tatsächlich von den<br />

<strong>Baul</strong>s verfaßt worden sind o<strong>der</strong> von den Fakiren und Derwischen. Oft behandelt ein Buch<br />

die <strong>Baul</strong>s so oberflächlich, daß man, auch nachdem man das Buch gelesen hat, nicht viel<br />

über die <strong>Baul</strong>s weiß. Ein <strong>der</strong>artiges Buch ist P. Bandyopadhyay: <strong>Baul</strong>s of Bengal, Calcutta,<br />

1989. Das Buch von Alokeranjan Dasgupta: Leben in Lie<strong>der</strong>n, Meistertexte aus Indien und<br />

Bangladesch, Nürnberg, 1992 zitiert Lie<strong>der</strong>fragmente, so daß die Strophen aus dem Zusammenhang<br />

gerissen sind. Außerdem vermittelt <strong>der</strong> Titel den Eindruck, als ob <strong>der</strong> Autor<br />

die zitierten Lie<strong>der</strong> in Indien und Bangladesh gesammelt hat, was höchstwahrscheinlich<br />

nicht <strong>der</strong> Fall ist. Wahrscheinlich meint Dasgupta, daß von ihm zitierte Lie<strong>der</strong> zum Teil aus<br />

Indien und zum Teil aus Bangladesh stammen, weil einige dieser Lie<strong>der</strong> vor dem 15.8.1947<br />

verfaßt worden sind, als Pakistan und Bangladesh zu Indien gehörten.<br />

Es gibt zwei ernstzunehmende Bücher über die <strong>Baul</strong>s, Upendranath Bhattacarya: Banglar<br />

baul o baul gan, Kalikata, 1957, geschrieben auf Bengali, <strong>der</strong> Sprache des Bundesstaates<br />

West Bengal, und Manas Ray: The <strong>Baul</strong>s of Birbhum, Calcutta, 1994. Wahrscheinlich hin<strong>der</strong>te<br />

seine Bewun<strong>der</strong>ung für die <strong>Baul</strong>s Bhattacarya, dem Leser ein <strong>der</strong> Wahrheit entsprechendes<br />

Bild <strong>der</strong> <strong>Baul</strong>s zu vermitteln. <strong>Die</strong> <strong>Baul</strong>s wurden hier idealisiert. Frei von allen<br />

weltlichen Bedürfnissen suchen sie Gott. Sie leben in Einsamkeit und sind perfekte Asketen.<br />

Sie sind Yogis, die Feste und Rituale ablehnen und Gott im eigenen Körper suchen. Nun<br />

stimmt es, daß die <strong>Baul</strong>s Tantrayoga praktizieren und daher Gott im eigenen Körper suchen,<br />

und ihre Freizeit unter sich verbringen. Aber sie sind auch Gesellschaftsmitglie<strong>der</strong> wie alle<br />

an<strong>der</strong>en, die sowohl die weltlichen als auch die spirituellen Bedürfnisse spüren und auch<br />

dementsprechend handeln. Asketen, die Bhattacarya beschreibt, findet man im Himalaya.<br />

<strong>Die</strong>se Asketen üben aber nicht den Tantrayoga, son<strong>der</strong>n den Rajayoga, <strong>der</strong> keine Partnerin<br />

zuläßt. Gelobt werden muß jedoch die Lie<strong>der</strong>sammlung, die Bhattacarya seinem Leser<br />

darbietet. <strong>Die</strong>se Sammlung enthält insgesamt 680 <strong>Baul</strong>-Lie<strong>der</strong>. Allerdings erläutert <strong>der</strong><br />

Autor kein einziges Lied, so daß diese für die Mehrheit <strong>der</strong> Leserschaft unverständlich<br />

bleiben. Denn oft verfassen die <strong>Baul</strong>s ihre Lie<strong>der</strong> in einer Geheimsprache, so daß die<br />

Nichteingeweihten diese nicht verstehen. Das Buch des Anthropologen Manas Ray ist eine<br />

132 Seiten umfassende Abhandlung über die <strong>Baul</strong>-<strong>Gemeinschaft</strong>. Der Schwerpunkt dieser<br />

Arbeit liegt auf dem gesellschaftlichen Aspekt <strong>der</strong> <strong>Baul</strong>-<strong>Gemeinschaft</strong>. <strong>Die</strong> religiösen<br />

Praktiken <strong>der</strong> <strong>Baul</strong>s werden in diesem Buch auf 17 Seiten und die Rituale auf 8 Seiten abgehandelt.<br />

Ray zitiert, rechnet man die Fragmente dazu, 10 <strong>Baul</strong>-Lie<strong>der</strong> insgesamt, im Original,<br />

d. h. auf Bengali mit einer kurzen freien Übersetzung, da nicht hier <strong>der</strong> Schwerpunkt<br />

seiner Studie liegt. Das Buch ist jedoch interessant für Soziologen, da sich <strong>der</strong> Autor hier<br />

auf die gesellschaftlichen Aspekte <strong>der</strong> <strong>Baul</strong>-<strong>Gemeinschaft</strong> konzentriert. Ein weiteres nennenswertes<br />

Buch ist Krishnendu Das: The <strong>Baul</strong>s of Bengal, Calcutta, weil er hier eine<br />

16seitige Biographie seines Vaters Purnadas <strong>Baul</strong> präsentiert. Purnadas <strong>Baul</strong> gilt heute als<br />

<strong>der</strong> Kaiser <strong>der</strong> <strong>Baul</strong>s und dient vielen jungen <strong>Baul</strong>s, die berühmt und reich werden möchten,<br />

als Vorbild.<br />

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