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Die Religion der Baul-Gemeinschaft

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dem Buchstaben Ma anfangen, werden die Pañca-tattvas auch Pañca Ma-kara, die fünf Mas<br />

genannt.<br />

<strong>Die</strong> aufwendigste Puja <strong>der</strong> Caitanya-Vaisnavs und <strong>der</strong> Tantriks in West Bengal ist die Zeremonie<br />

mit 16 Upacaras (Sachen). 111 <strong>Die</strong>se sind: das Wasser zum Füßewaschen, das Wasser<br />

für die Opferung (arghya), das Wasser für die Mundspülung vor dem Essen, das Wasser<br />

zum Baden, Kleidung, Schmuck, Parfum, Blumen, Weihrauch, Lampe, Speise, Wasser für<br />

die Mundspülung nach dem Essen, Getränk (für die Vaisnavs) / Wein (für die Tantriks),<br />

Betelblatt, Wasser für die Opfergabe (tarpana) und die zeremonielle Verbeugung.<br />

<strong>Die</strong> Caitanya-Vaisnavs in West Bengal vollziehen sowohl mit fünf Tattvas als auch mit<br />

sechzen Dingen ihre Puja-Zeremonie und nennen Malsa-bhog. In jedem Tempel <strong>der</strong> Caitanya-Vaisnavs<br />

wird das Malsa-bhog praktiziert, und alle Besucher werden hier mit <strong>der</strong><br />

Gott geopferten Speise bewirtet. <strong>Die</strong> Caitanya-Vaisnavs aus den drei oberen Kasten benutzen<br />

für ihr Malsa-bhog Töpfe und Schüsseln aus Messing, Stein und Ton.<br />

Das Malsa-bhog, die Gottesverehrung <strong>der</strong> <strong>Baul</strong>-<strong>Gemeinschaft</strong><br />

Anlaß<br />

Im Vergleich zu den verschiedenen Puja-Zeremonien <strong>der</strong> Hindus aus den drei oberen Kasten<br />

ist das Malsa-bhog <strong>der</strong> <strong>Baul</strong>-<strong>Gemeinschaft</strong> eine einfache Zeremonie, die weniger als eine<br />

Stunde dauert. Das Malsa-bhog wird zu verschiedenen Anlässen gefeiert, z. B. zum Kanthibadal<br />

und Shraddha (s. unten).<br />

Ort und Götter / Heilige<br />

Da die <strong>Baul</strong>s keinen Tempel haben, wird die Zeremonie in einem Zimmer des Wohnhauses<br />

einer Wohngemeinschaft vollzogen. Meistens wird hierfür das Zimmer des Gurus <strong>der</strong><br />

Wohngemeinschaft gewählt. Hier werden Caitanya und einige seiner Schüler, z. B. Nityananda,<br />

Advaitacarya, Gadadhar, Shrivas und oft <strong>der</strong> verstorbene Guru des jetzigen Gurus<br />

<strong>der</strong> Wohngemeinschaft verehrt. Gewöhnlich wird hierfür keine Götterbil<strong>der</strong>, Götterfigur<br />

o<strong>der</strong> Yantra gebraucht.<br />

<strong>Die</strong> Pañca-tattva und <strong>der</strong> Verlauf <strong>der</strong> Zeremonie<br />

<strong>Die</strong> Pañca-tattva, fünf Dinge, welche sie bei dieser Gelegenheit ihren Göttern und Heiligen<br />

opfern, sind: Duft, dies kann die weiße Sandelpaste o<strong>der</strong> auch saubare Erde sein, fünf Sorten<br />

Blumen, Tulsiblätter, Weihrauch und Speise. Es wird keine rote Blume, Fleisch o<strong>der</strong><br />

Fisch geopfert. Ein Krug voller Gangeswasser wird für das Malsa-bhog benötigt, um die<br />

fünf Dinge damit zu besprühen und zu reinigen. Ist es nicht möglich, das Gangeswasser zu<br />

besorgen, nehmen die <strong>Baul</strong>s das Wasser aus einem naheliegenden Teich o<strong>der</strong> Fluß. <strong>Die</strong><br />

Speise besteht aus Cira (ungekochter plattgedrückter Reis), Gur (eingedicker Zuckerrohrsaft),<br />

Dudh (Milch), Dai (Joghurt) und Ghi (Butterfett). <strong>Die</strong> Lebensmittel werden vermischt<br />

und in fünf Tonschüsseln gefüllt. Möchte <strong>der</strong> Guru <strong>der</strong> Wohngemeinschaft seines eigenen<br />

Gurus bei dieser Gelegenheit auch gedenken, wird eine sechste Schüssel mit <strong>der</strong> Speise<br />

vorbereitet. <strong>Die</strong> Schüsseln werden auf den sauberen Fußboden gestellt. Der Guru <strong>der</strong><br />

Wohngemeinschaft übernimmt hier die Funktion des Priesters. Er legt je einTulsiblatt<br />

111 Ibid., VI, 78-79<br />

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