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Die Religion der Baul-Gemeinschaft

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3. <strong>Die</strong> <strong>Religion</strong> <strong>der</strong> <strong>Baul</strong>s ist die Rückkehr von Gott im Tempel zu Gott in den Menschen.<br />

Verbindet man dieses Prinzip mit <strong>der</strong> Tatsache, daß die <strong>Baul</strong>s in Armut leben, so wird verständlich,<br />

warum die Bewirtung <strong>der</strong> Glaubensbrü<strong>der</strong> mit einer guten warmen Mahlzeit in <strong>der</strong><br />

<strong>Baul</strong>gemeinschaft hoch geschätzt wird.<br />

Malsa-bhog (die Opferung <strong>der</strong> Speise im Tontopf)<br />

Das gespaltene Verhältnis <strong>der</strong> <strong>Baul</strong>-<strong>Gemeinschaft</strong> zur Puja (Gottes-verehrung)<br />

<strong>Die</strong> Puja ist eine zeremonielle Verehrung Gottes, die einfach o<strong>der</strong> kompliziert sein kann, in<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gläubige sich gefühlsmäßig und zeremoniell Gott annähert. <strong>Die</strong> <strong>Baul</strong>s haben eine<br />

gespaltene Beziehung zur Gottesverehrung (puja). <strong>Die</strong>s wird deutlich dadurch, daß sie einerseits<br />

in ihren Lie<strong>der</strong>n Puja und ähnliche Zeremonien kritisieren, an<strong>der</strong>erseits selbst eine<br />

vereinfachte Form <strong>der</strong> Puja des Caitanya-Vaishnavismus praktizieren. <strong>Die</strong> wi<strong>der</strong>sprüchlichen<br />

Aussagen von Purnadas <strong>Baul</strong> in ein und demselben Buch macht dieses gespaltenes<br />

Verhältnis deutlich. Er schreibt hier: a) „Sie (d. h. die <strong>Baul</strong>s) üben keine Puja mit Feierlichkeit.<br />

(Sie) bauen keinen Tempel, um dort vor Göttern und Göttinnen Puja zu vollziehen,“<br />

105 b) „<strong>Die</strong> vaisnavistischen <strong>Baul</strong>s verfassen Lie<strong>der</strong> über Radha und Krishna und verehren<br />

(Gott mit diesen Lie<strong>der</strong>n). Sie stellen in ihrer Wohngemeinschaft die Figur (vigraha)<br />

des Mahaprabhu, des großen Gottes auf, (gemeint ist Caitanya) und verehren (ihn),“ 106 und<br />

c) „Im Zimmer von Gaur (d. h. Caitanya) und Nitai (d. h. Nityananda) vollziehen sie (d. h.<br />

die <strong>Baul</strong>s) Puja mit fünf Gegegständen (pañca-tattva, s. unten).“ 107<br />

<strong>Die</strong> <strong>Baul</strong>s nennen ihre Opfergabezeremonie Malsa-bhog, das zu verschiedenen Gelegenheiten<br />

praktiziert wird. Der Begriff Malsa-bhog bedeutet im Zusammenhang mit <strong>der</strong> <strong>Baul</strong>-<br />

<strong>Religion</strong> die Opfergabe in Tontöpfen.<br />

<strong>Die</strong> Puja-Zeremonie <strong>der</strong> drei oberen Kasten<br />

Für die tägliche Puja vor dem Hausaltar für Vishnu / Krishna benötigt ein Hindu aus den<br />

drei oberen Kasten werden fünf Dinge (pañca-tattva). 108 <strong>Die</strong>se sind: Duft, Blumen, Weihrauch,<br />

Lampe und Speise. <strong>Die</strong>se symbolisieren jeweils die solide, d. h. die physische, die<br />

flüssige, d. h. die astralische, die gasartige, d. h. die geistige, die leuchtende, d. h. die<br />

himmlische und die ätherische, d. h. die seelische (atma) Kondition <strong>der</strong> Materie. Außerdem,<br />

werden für die Puja an Vishnu bzw. Krishna weiße Sandelpaste und Tulsi-Blätter, 109 die für<br />

die Vaisnavs heilig ist, gebraucht. Vaisnava-Göttern und -Heiligen darf keine rote Blume<br />

geopfert werden. Alle diese Dinge werden vom Verehrer selbst o<strong>der</strong> beauftragten Priester<br />

Gott geopfert. Während er diese Dinge opfert, rezitiert er relevante Sanskrit-Ma-ntras. <strong>Die</strong><br />

Person, welche die Zeremonie vollzieht, darf ein Mann o<strong>der</strong> eine Frau sein. <strong>Die</strong> oben<br />

genannten Panca-tattvas dürfen nicht mit den Panca-tattvas, fünf Dingen des Tantras<br />

verwechselt werden. <strong>Die</strong> Panca-tattvas, welche die Tantriks für ihre Puja an Göttin Kali<br />

benötigen, sind: Wein (madya), Fleisch (mamsa), Fisch (matsa), gebratene Speise aus Getreide<br />

(mudra) und sexuelle Vereinigung mit einer Frau (Maithun). 110 Weil alle Wörter mit<br />

105<br />

Purnadas <strong>Baul</strong>: Banglar <strong>Baul</strong> gan, Kalikata, 7<br />

106<br />

Ibid., 7<br />

107<br />

Ibid., 7<br />

108<br />

Vgl. Shrisa Chandra Vasu: The Daily Practice of The Hindus, New Delhi, 1991, 128-135<br />

109 Ibid., 134-135<br />

110 Vgl. Mahanirvana-tantra VI, 1-14<br />

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