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Die Religion der Baul-Gemeinschaft

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sammen das vorher Gott geopferte Essen. Nach <strong>der</strong> Mahlzeit singen und tanzen die Anwesenden,<br />

was eine fröhliche Atmosphäre erzeugt. Am Nachmittag verabschieden sich die<br />

Gäste.<br />

<strong>Die</strong> Shikshadiksha<br />

Wenige Wochen nach <strong>der</strong> Mantradiksa findet die Shiksha-diksha, die Initiation zum Tantrayoga,<br />

statt. Zu diesem Zweck hat <strong>der</strong> Guru für seinen Schüler schon eine spirituelle<br />

Partnerin ausgesucht und es findet das Kanthi-badal statt (s. oben). Anwesend sind hier nur<br />

<strong>der</strong> Guru, seine spirituelle Partnerin und Schüler jeweils mit <strong>der</strong> Partnerin. Nun zeigt <strong>der</strong><br />

seinem Schüler die Tantrayogaübungen, wobei ihm seine Partnerin behilflich ist. Nach <strong>der</strong><br />

Vorführung <strong>der</strong> Übungen erhält <strong>der</strong> Schüler vom Guru die Unterbekeildung Kaupin. Hiermit<br />

ist das Initiationsritual beendet. <strong>Die</strong> Teilnehmer des Rituals verlassen das Zimmer und<br />

begeben sich auf den Hof, wo die Bewohner <strong>der</strong> Wohngemeinschaft und die eingeladenen<br />

<strong>Baul</strong>s mit ihren Partnerinnen aus den Nachbarwohngemeinschaften auf sie warten. <strong>Die</strong><br />

Versammelten begrüßen und beglückwünschen den Schüler und seine Partnerin. Der Guru<br />

vollzieht die Malsa-bhog-Zeremonie (s. oben). Das vorher Caitanya und an<strong>der</strong>en geopferte<br />

Festessen wird serviert. Nach <strong>der</strong> Mahlzeit wird, wie bei allen Festen, gesungen und getanzt.<br />

<strong>Die</strong> Sannyasa-diksha<br />

<strong>Die</strong> Sannyasa-diksha, die Initiation zur Askese, folgt <strong>der</strong> Shiksha-diksa. Sie verläuft ohne<br />

Festlichkeit. In einem geschlossenem Raum muß <strong>der</strong> Schüler mit Hilfe seiner Partnerin beim<br />

Guru gewisse Prüfungen ablegen, je nach <strong>der</strong>en Qualität <strong>der</strong> Guru ihn zum Asketen erklärt.<br />

Fällt er bei <strong>der</strong> Prüfung durch, so darf er sie wie<strong>der</strong>holen. Zu dieser Diksha findet kein<br />

Malasa-bhog o<strong>der</strong> keine Abschlußfeier mit dem Festessen statt. Nicht alle <strong>Baul</strong>s nehmen die<br />

Sannyasa-diksha, da sie befürchten, daß sie die Prüfung nicht bestehen werden.<br />

<strong>Die</strong> Unkosten, welche bei den Initiationen entstehen, tragen die wohlhabenden Dorfbewohner.<br />

Untersuchungsergebnisse<br />

1. <strong>Die</strong> Dikshazeremonien machen die Einflüsse des Caitanya-Vaishnavismus und Tantra<br />

deutlich, wobei die Mantra-diksha mehr von <strong>der</strong> erstgenannten und die Shiksha-diksa mehr<br />

von <strong>der</strong> zweitgenannten Richtung geprägt ist.<br />

2. Daß die <strong>Baul</strong>s hierbei im Gegensatz zum klassischen Hinduismus nicht auf die Stellung<br />

<strong>der</strong> Sterne und Planeten achten, entspricht ihrer Tradition, die man auch bei an<strong>der</strong>en Ritualen<br />

feststellt.<br />

Shraddha (das Totenzeremonie)<br />

<strong>Die</strong> Leiche eines Verstorbenen wird von seiner Partnerin mit Senföl o<strong>der</strong> Butterfett (ghi)<br />

eingerieben, gebadet, gekleidet und mit Sandelpaste und Tulsi-Blätter (Basilikum) geschmückt.<br />

Hierbei helfen ihr die an<strong>der</strong>en Mitbewohnerinnen <strong>der</strong> Wohngemeinschaft. Während<br />

die Frauen die Leiche für das Begräbnis vorbereiten, graben die Männer das Grab in<br />

einer Ecke des Wohngrundstückes aus. Sie begraben die Leiche nicht auf dem staatlichen<br />

Friedhof. Wenn die Männer mit dem Ausgraben fertig sind, mischt <strong>der</strong> älteste Schüler des<br />

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