Die Religion der Baul-Gemeinschaft
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sen. Nur dann werden sie in <strong>der</strong> Lage sein, sich vollkommen auf Gott zu konzentrieren und<br />
den tantrischen Yoga zu üben, <strong>der</strong> sie dann befreit.<br />
In ihren Lie<strong>der</strong>n machen die <strong>Baul</strong>s keine Aussage darüber, was mit einem befreiten<br />
Menschen geschieht, <strong>der</strong> noch einige Jahre auf <strong>der</strong> Welt leben muß, um seine alten Karmas<br />
auszuleben. Während <strong>der</strong> Gespräche wurde es aber deutlich, daß sie ihre Gurus für befreite<br />
Menschen halten. <strong>Die</strong>s bedeutet, daß sie an die Theorie des Jivanmuktas glauben. Jivanmukta<br />
ist jemand, <strong>der</strong> schon befreit ist, aber noch einige Jahre auf <strong>der</strong> Erde leben und leiden<br />
muß, um seine alten Karmas auszuleben. Neue Karmas bleiben jedoch wirkungslos, da<br />
er die Wahrheit erfahren hat.<br />
Untersuchungsergebnisse<br />
1. <strong>Die</strong> <strong>Baul</strong>-<strong>Gemeinschaft</strong> hat philosophische Gedanken, jedoch keine systematische Philisophie,<br />
wie z. B. das Advaitavada o<strong>der</strong> Vishishta-advaitavada. <strong>Die</strong> philosophieschen Gedanken<br />
und die <strong>Religion</strong> <strong>der</strong> <strong>Baul</strong>-<strong>Gemeinschaft</strong> ist eine Zusammenstellung verschiedener<br />
Vorstellungen und Theorien verschiedener Richtungen des Hinduismus, wobei die Einflüsse<br />
vom Caitanya-Vaishnavismus und Tantra die größten sind.<br />
2. <strong>Die</strong> philosophischen Gedanken und die <strong>Religion</strong> <strong>der</strong> <strong>Baul</strong>-<strong>Gemeinschaft</strong> befähigt ihre<br />
Anhänger, <strong>der</strong> objektiven Welt eine vollkommene subjektive Interpretation zu verleihen und<br />
introvertiert in dieser subjektiven Welt relativ friedlich zu leben. Sie verleiht ihren<br />
Anhängern die Kraft zu glauben, daß vor Gottes Auge sie den den drei oberen Kasten<br />
gleichwertig sind. Ihre <strong>Religion</strong> gibt den <strong>Baul</strong>s ein Ziel vor, für das es sich lohnt zu arbeiten<br />
und zu leben.<br />
3. <strong>Die</strong> <strong>Baul</strong>-<strong>Religion</strong> steht <strong>der</strong> Welt mit einer positiven Haltung gegenüber. <strong>Die</strong> Welt ist nur<br />
dann ein Jammertal, wenn sie getrennt von Gott gesehen wird. <strong>Die</strong> Aufgabe des Menschen<br />
ist nicht die Askese, son<strong>der</strong>n alles als die Manifestation Gottes zu betrachten. Daher braucht<br />
er auf nichts zu verzichten, kann alles genießen, ohne sich an die Erscheinungsformen zu<br />
klammern.<br />
4. <strong>Die</strong> Gottesliebe (prem) und die mystische Physiologie (sharira-tattva, deha-tattva) sind<br />
zwei Schwerpunkte <strong>der</strong> <strong>Baul</strong>-<strong>Religion</strong>, wobei <strong>der</strong> erstgenannte vom Caitanya-Vaishnavismus<br />
und <strong>der</strong> letztgenannte vom Tantra beeinflußt sind. <strong>Die</strong> Lehre und Praxis <strong>der</strong> Liebe ist<br />
eng mit <strong>der</strong> mystischen Physiologie verbunden. <strong>Die</strong> Kenntnisse über die mystische Physiologie<br />
inst die Voraussätzung für die Praxis dieser <strong>Religion</strong>.<br />
5. Ferner, sind in diesem Zweig <strong>der</strong> <strong>Religion</strong> alle wichtigen Aspekte des Hinduismus, wie<br />
Brahman (die höchste Wahrheit), Ishvar (Gott), Atma (individuelle Seele), Maya (falsche<br />
Auffassung <strong>der</strong> Welt), Karma, Wie<strong>der</strong>geburt, Yuga (Schöpfungszyklen) zu finden.<br />
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