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6.2 Theoretisches Prozesskraftmodell für das Rührreibschweißen<br />
Materialtransport, der bedingt, dass sich Werkstoff bei jeder Werkzeugumdrehung<br />
vor dem sich bewegenden Werkzeug sammelt und dass hinter dem Werkzeug<br />
ein Werkstoffdefizit herrscht, ist damit eigentlich nicht möglich. Die mögliche<br />
Gratbildung auf der Nahtoberfläche oder das etwaige Auftreten von deutlichen<br />
Tunnelfehlern in der Naht zeigen jedoch auch, dass die Kontinuitätsbedingung<br />
nicht uneingeschränkt gelten muss. Hieraus wird ersichtlich, dass die genauen<br />
Abläufe in der Rührzone während des Rührreibschweißens noch immer<br />
nicht als ausnahmslos geklärt gelten können. Die in Abschnitt 6.2.3 folgenden<br />
Betrachtungen stützen sich deshalb auf empirisch ermittelte Erkenntnisse wie<br />
z. B. die Prozesskraftschwankungen, die Oberflächenstruktur der Nahtoberraupe<br />
und die Tatsache, dass sich in Schliffen der Schweißnaht sichtbare Oxidlinien<br />
den einzelnen Werkzeugumdrehungen zuordnen lassen. Dementsprechend wird<br />
für die Modellbildung in Abschnitt 6.2.3, insbesondere in Abschnitt 6.2.3.2, auch<br />
ein nicht vollkommen kontinuierlicher Werkstofftransport angenommen. Die<br />
entsprechenden Gleichungen leiten sich dann aus dem angenommenen Werkstofffluss<br />
bei einer Werkzeugumdrehung ab.<br />
Werkstofftransport zur Nahtwurzel durch Pinkonturierung<br />
Der Einfluss eines mit einem Gewinde konturierten Pins auf den Werkstofffluss<br />
ist in der Literatur sehr umfangreich dokumentiert. Dieses Gewinde fördert den<br />
Werkstoff zur Nahtwurzel hin und hilft die Naht zu schließen (DUBOURG &<br />
DACHEUX 2006, COLLIGAN 1999). Bei fast allen Anwendungen des Rührreibschweißens<br />
werden Pins mit Gewinden unterschiedlichster Ausprägung verwendet.<br />
Der durch das Gewinde erzeugte Wirbel in der Prozesszone und die bereits<br />
beschriebenen Werkstoffströmungen können zum sog. „Nunes Kinematic Model“<br />
zusammengefasst werden (siehe Abbildung 6-5) (MISHRA 2007, SCHNEI-<br />
DER & NUNES 2004). Dieses setzt den resultierenden Werkstofffluss aus drei<br />
Strömungskomponenten zusammen, die sich zu der resultierenden Ausprägung<br />
überlagern. Wird auf die Wirkung des Gewindes verzichtet und mit glatten<br />
Werkzeugen geschweißt, kann es durch den fehlenden Werkstofftransport zur<br />
Nahtwurzel (c) zu Nahtfehlern im Wurzelbereich kommen (LORRAIN ET AL.<br />
2010).<br />
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