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2.1.2. Das Kernstück der Musiktherapie: Die freie<br />

musikalische Improvisation<br />

Hinsichtlich der Verfahrensweisen unterscheidet man in der Musiktherapie aktive und<br />

rezeptive Methoden (vgl. SCHWABE 1975, S.143ff; STROBEL & HUPPMANN 1991,<br />

S.68ff). Unter den aktiven Verfahrensweisen in Einzel- und Gruppentherapie zählt die<br />

(freie) musikalische Improvisation zu den Königswegen der Musiktherapie:<br />

Nach WEYMANN (1990, S.60) ist "das gemeinsame Improvisieren von Patient und<br />

Therapeut zu verstehen als ein 'Werk der Erinnerung', das für den Patienten<br />

bedeutsame frühe Beziehungsstrukturen vergegenwärtigt". Analog zur freien<br />

Assoziation der Psychoanalyse werden hier verworrene und unbestimmte Vorstellungen<br />

und Empfindungen in einem schöpferischen Gestaltbil-dungsprozeß gemeinsam mit<br />

dem Therapeuten strukturiert, geformt und wieder umgestaltet: "Gestalt und Umbildung<br />

stellen [dabei] die beiden Pole dar, in deren Spannung sich seelische Formen<br />

herausbilden" (TÜPKER 1988, S.61). Und "weil die Formen des menschlichen Fühlens<br />

den musikalischen Formen viel kongruenter sind als denen der Sprache, kann die Musik<br />

die Natur der Gefühle in einer Weise detailliert und wahrhaftig offenbaren, der die<br />

Sprache nicht nahekommt" (LANGER 1979, zit. in WEYMANN 1990, S.53). So finden<br />

"die 'inneren' unsichtbaren Strukturen des Erlebens des Patienten und seines<br />

Verhältnisses zur Welt [...] ihren Niederschlag in sinnlich wahrnehmbaren,<br />

'anschaulichen' Phänomenen" und es lassen sich "Entwicklungstendenzen und -<br />

hindernisse, Chancen und Grenzen der seelischen Formenbildung des Patienten<br />

aufspüren und im Rahmen therapeutischer Beziehung bearbeiten" (WEYMANN 1990, S.<br />

50).<br />

In der freien musikalischen Improvisation zeichnet sich - so die Annahme, die der<br />

Musiktherapie zugrunde liegt, - einerseits das seelische Erleben des Patienten ab,<br />

andererseits formt sich darin auch durch das gemeinsame Tun mit dem Therapeuten<br />

der therapeutische Prozeß. Die freie musikalische Improvisation wird somit "zum<br />

eigentlichen Material der Diagnose und Behandlung" (WEYMANN 1990, S.50). Wie aber<br />

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