1996_Moreau.pdf
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Ebene des tatsächlich gezeigten Verhaltens verlassen und subjektive Interpretationen<br />
werden zur Kodierung herangezogen, die in der Instruktion nicht vorgesehen sind. Auch<br />
bei diesem Item ist also eine intensivere Raterschulung notwendig. Erstaunlicherweise<br />
und hier nicht erklärbar liefert das gleiche Item in der Kommunikationsskala unter der<br />
Bezeichnung "DQ=dynamische Qualität" bessere Ergebnisse (0.5).<br />
Beim Item "EA=emotionale Aussagekraft" fühlten sich die Beobachter durch die<br />
Videoperspektive zu sehr distanziert. Auch die künstliche Beobachtungssituation und<br />
der für dieses Item zu kurze Verhaltensausschnitt trägt mit dazu bei, daß hier die<br />
Ergebnisse der Interrater-Übereinstimmung so niedrig liegen. Erstens zeigen die<br />
wenigsten Jugendlichen in der dargestellten Beobachtungssituation der<br />
musiktherapeutischer Erstbegegnung einen nennenswerten Ge-fühlsausdruck. Zweitens<br />
sind zur Einschätzung der Eindeutigkeit des Gefühls- ausdrucks sind eigentlich zwei<br />
Dekodierungsleistungen erforderlich: So ist zum einen der im musikalischen Ausdruck<br />
sich oft recht diffus artkulierende Ge-fühlsausdruck zu erkennen und zum anderen ist zu<br />
beurteilen, ob dieser eindeutig, verzerrt oder überblendet ist. Diese Beobachterleistung<br />
ist, wie in Abschnitt 2.1.3. dargestellt, nur über "inneren Mitvollzug" (BÖHME 1985)<br />
möglich. Dies ist in der kurzen Beobachtungseinheit von ca. 20 Sekunden tatsächlich<br />
kaum zu leisten.<br />
Die übrigen Items dieser Merkmalskategorie liefern Übereinstimmungswerte von 0.4.<br />
Beim Item "AQ=affektive Qualität" sind die Raterbemerkungen zu berücksichtigen, die<br />
die in Klammern gesetzten Adjektive als nicht stimmig bezeichneten. Darüberhinaus<br />
sind die Werte dieser Items vergleichbar mit den entsprechenden Items beim MUSIKOS<br />
(VANGER 1995; PECHR 1994). Für eine Verbesserung der Werte ist zu überlegen, die<br />
Bandbreite von sieben auf fünf Ausprägungen zu reduzieren. Doch ein Blick auf die von<br />
STEINBERG (1985a) verwendete Skala spricht gegen diesen Vorschlag. Auch er<br />
benutzt ein siebenstufiges Polaritätsprofil und erhält Interrater-Übereinstimmungen<br />
zwischen 0.8 und 0.9. Dies kann daran liegen, daß die Rater bei STEINBERG einer<br />
anderen Berufsgruppe entstammen, die spontaner und sicherer ihrem Urteil vertrauen.<br />
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