1996_Moreau.pdf
1996_Moreau.pdf
1996_Moreau.pdf
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2.2.5. Die Auswahl der Beobachter<br />
GREVE & WENTURA (1991) verweisen auf BINET (1897, zit in GREVE & WENTURA<br />
1991, S.71), der verschiedene Beobachtertypen unterscheidet und dabei dem idealen<br />
beobachtenden Typen auch die Fähigkeit zu Interpretation und Bewertung zuerkennt.<br />
Dem heutigen Ideal eines guten Beobachters kommt wohl BINETs "beschreibender Typ"<br />
nahe, der "auf auffalllende Objekte achtet, nichts über Bedeutungen und Beziehungen<br />
sagt und in seinem Bericht keine Phantasie oder Emotionen erkennen läßt" (zit. in<br />
GREVE & WENTURA 1991, S.71). Im weiteren diskutieren GREVE & WENTURA<br />
(1991, S.72f) die Eigenschaften eines guten Beobachters und kommen nach ihrer<br />
Durchsicht der Literatur nur auf relativ ungenaue Charakterisierungen: Der gute<br />
Beobachter sollte demnach hinreichende soziale Distanz, hinreichend gute Motivation,<br />
Sensibilität, Selbstaufmerksamkeit und ein hinreichend gutes Gedächtnis haben.<br />
FRIEDRICHS (1990, S.274) weist darauf hin, daß ungeschulte Beobachter die Tendenz<br />
zeigen, sich auf verbales Verhalten bei der Beurteilung der zu beobachtenden Person<br />
zu fixieren und nonverbales Verhalten außer Acht zu lassen. Ihm gehe es bei der<br />
Schulung der Beobachter vor allem darum, die differenzierte Wahrnehmung zu fördern.<br />
TAFT (1955, S.12) warnt, daß ungeschulte Beobachter zu sehr an sozialen<br />
Beziehungen interessiert seien, um gute, objektive Beobachter zu sein.<br />
Das Training der Beobachter soll "auf die Verbesserung der selbstkritischen<br />
Stellungnahme zur eigenen Beobachterleistung gerichtet sein" (HASEMANN 1983,<br />
S.472). Es finden sich in der Literatur allerdings nur ungenaue Vorschläge zur konkreten<br />
Beobachterschulung. FRIEDRICHS (1990, S.274f) zeigt einige Techniken auf und<br />
verweist auf MEDLEY & MITZEL (1963) oder PINTHER (1972). MANNS et al. (1987,<br />
S.27ff) stellen exemplarisch ein Trainingskonzept von ELLER & WINKELMANN (1983)<br />
vor und fordern, daß Lernprogramme überprüfbar sein sollten. Sie weisen darauf hin,<br />
daß ein Beobachtertraining umso mehr Stufen enthalten muß, je komplexer das<br />
Beobachtungssystem ist. GREVE & WENTURA (1991, S.73) machen zusätzlich auf die<br />
Gefahr aufmerksam, daß das Training bestimmte Erwartungen,<br />
Wahrnehmungsgewohnheiten und Vorurteilsbildungen wecken könnte, und<br />
31