1996_Moreau.pdf
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oft ineinander übergehen, ist das beobachtende Verhalten "planvoller, selektiver, von<br />
einer Suchhaltung bestimmt und von vorneherein auf die Möglichkeit der Auswertung<br />
des Beobachteten im Sinne einer übergreifenden Absicht gerichtet" (GRAUMANN 1966,<br />
S.86).<br />
Bei BORTZ (1984) und GREVE & WENTURA (1991) finden wir die einzelnen Schritte<br />
des Abbildungsvorgangs der Beobachtung ausführlicher umschrieben. Sie lassen sich<br />
etwa folgendermaßen zusammenfassen.<br />
1. Absicht: "Beobachtung setzt einen Zweck, ein Ziel voraus" (GREVE & WENTURA<br />
1991, S.4) und zieht deshalb den zweiten Schritt nach sich.<br />
2. Selektion: Beobachtung filtert bestimmte Reize aus einer Vielzahl gleichzeitig<br />
wahrnehmbarer Reize heraus und vernachlässigt andere. FRIEDRICHS (1990,<br />
S.271) betont, daß dieser Selektionsprozeß ein dreifacher sei, gekennzeichnet<br />
"durch selektive Zuwendung, selektive Wahrnehmung und selektives Erinnern".<br />
Durch exakte Festlegung, welche Inhalte wann und wie lange beobachtet werden<br />
und wie diese aufgezeichnet und kodiert werden, sind diese Selektionsprozesse<br />
lenkbar.<br />
3. Abstraktion: Das aus seinem konkreten Umfeld herausgefilterte Ereignis "wird auf<br />
seine wesentliche, abstrakte Bedeutung reduziert" (BORTZ 1984, S.194).<br />
4. Klassifikation: Ereignisse oder Merkmale mit ähnlicher Bedeutung werden zu<br />
Ereignis- oder Merkmalsklassen zusammengefaßt und Zeichen oder Symbolen<br />
zugeordnet.<br />
Die bisher erwähnten Schritte werden bei FASSNACHT (1979, S.39) mit "primärer,<br />
sekundärer und tertiärer Beiordnung" umschrieben. Das bedeutet, daß<br />
Realitätsausschnitte zunächst dem "physischen System" des<br />
Wahrnemungsapparates beigeordnet werden, dann mit dem "psychischen System"<br />
verbunden werden und somit eine Wahrnehmung bilden, um schließlich auf ein<br />
"konventionelles System" (Zeichensystem) übertragen zu werden. FESSINI (1990,<br />
S.144) streicht an dieser Stelle heraus, daß jede Beobachtung eines Gegenstands<br />
oder Objekts auch die Beobachtung der eigenen Person mit einschließt: "Erstens<br />
schließt Fremdbeobachtung als mitlaufenden Prozeß das Mitbemerken des<br />
beobachtenden Subjekts ein. Zweitens kann ein Beobachter über<br />
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