1996_Moreau.pdf
1996_Moreau.pdf
1996_Moreau.pdf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
kontrolliert werden kann. "Beobachtung wird weiterverarbeitet aufgrund von Gesetzen,<br />
die selber nicht auf Beobachtung beruhen (weil jede Beobachtung sie schon<br />
einschließt)." Was FISSENI (1990, S.145) hier andeutet, sind Gesetze der<br />
Reizaufnahme und -verarbeitung, Gesetze also, die im Bereich der<br />
Wahrnehmungspsychologie und der Informationsverarbeitung genauer untersucht sind.<br />
Im folgenden sind jene Fehlerquellen der Verhaltensbeobachtung aufgelistet, die auch<br />
für die vorliegende Untersuchung relevant sein könnten:<br />
Als Verzerrungsfehler des Beobachters nennen CRANACH & FRENZ (1969, S.280ff):<br />
♦ Fehler der zentralen Tendenz. Dabei werden die Urteile bei der Skalierung im<br />
mittleren Bereich eingestuft, extreme Ausprägungen werden vermieden.<br />
♦ Fehler der Milde/Großzügigkeit oder Strenge/Härte (leniency-severity-Fehler). Dieser<br />
kann vor allem bei der Personenbeurteilung auftreten und bedeutet, daß die zu<br />
beurteilende Person systematisch zu hoch bzw. zu niedrig eingestuft wird.<br />
♦ Primacy-recency-Effekt. Hier bestimmt nicht der Gesamteindruck, sondern der erste<br />
bzw. der letzte Eindruck, den die zu beurteilende Person auf den Beurteiler macht, das<br />
Urteil.<br />
♦ Halo- oder Hof-Effekt. Die Beurteilung eines Teilaspekts wird vom Gesamteindruck<br />
oder von einem hervorstechenden Merkmal der zu beurteilenden Person geprägt.<br />
Beschrieben wurde dieser Fehler wohl erstmals bei THORNDIKE (1920). GREVE und<br />
WENTURA (1991) nennen diesen Fehler auch Konsistenzeffekt, womit gemeint ist, daß<br />
Beobachter dazu neigen, ihr Urteil möglichst widerspruchsfrei zu halten und so der<br />
Gefahr der Vernachlässigung von Teilaspekten erliegen.<br />
♦ Logischer / theoretischer Fehler. Das Urteil wird durch die implizite<br />
Persönlichkeitstheorie des Beurteilers verzerrt. GREVE & WENTURA (1991, S.58)<br />
bezeichnen diesen Fehler als Erwartungsfehler, dem der Beobachter besonders<br />
unterworfen ist, wenn er die Hypothesen der Untersuchung kennt.<br />
Weiter finden sich bei BORTZ (1984, S.128)<br />
♦ Rater-Ratee-Interaktions-Fehler (auch Ähnlichkeits- oder Kontrastfehler). Dieser<br />
besagt, daß der unbewußte Vergleich der eigenen Person mit der der zu beurteilenden<br />
28