1996_Moreau.pdf
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valide Beschreibungssysteme vorliegen, können anhand dieser spezifische<br />
Ausdrucksmuster beispielsweise für bestimmte Emotionen oder Patientengruppen<br />
erforscht und in ihrer Bedeutung analysiert werden.<br />
2.1.5. Forschungsansätze zur Beschreibung und Skalierung<br />
musiktherapeutischer Behandlungswerke<br />
Die sogenannte Morphologische Forschergruppe um TÜPKER, WEYMANN, WEBER<br />
und GROTAERS bedient sich eines qualitativen Forschungsansatzes. Ausgehend von<br />
SALBERs Kunstpsychologie (1977) hat sie es sich zum Ziel gemacht, "die [...] Kluft<br />
[zwischen musikalischen Fachtermini und psychologischen und/oder medizinischen<br />
Kategorisierungen] dadurch zu überwinden, daß Musik und Krankheitsbilder als<br />
seelische Gestaltbildungen, als Konstruktionsprobleme und -lösungen zu verstehen<br />
gesucht werden" (TÜPKER 1988, S.37). Als Methodik der wissenschaftlichen<br />
Aufarbeitung musikalischer Improvisation verwenden die Forscher das Prinzip der<br />
Beschreibung und Rekonstruktion, wobei den Ausgangspunkt der Beschreibung das<br />
Hören einer musikalischen Improvisation ohne Vorinformation des Patienten bildet. Aus<br />
dieser Improvisation wird in einem ersten Schritt eine "zusammenfassende<br />
Beschreibung gesucht, die das Ganze, d.h. die Musik und ihr Erlebt-Werden,<br />
charakterisiert" (TÜPKER 1988, S. 65). In einem zweiten Schritt wird die sogenannte<br />
Binnenregulierung untersucht, wobei der Frage nachgegangen wird, mit welchen<br />
(musikalischen) Mitteln der Patient den im ersten Schritt gewonnenen Eindruck herstellt,<br />
welche "Methode [...] eines typischen Umgangs mit der Wirklichkeit" (TÜPKER 1988, S.<br />
69f) sich hier konstituiert. Im dritten Schritt der Transformation wird der Stellenwert<br />
dessen, was sich als innerseelische Methode in der Improvisation verdeutlicht hat, in<br />
weiterem Material (Krankheitssymptome, Lebensgeschichte, Gespräche, anderen<br />
Improvisationen) untersucht. Im vierten und letzten Schritt der Rekonstruktion soll<br />
verstehbar werden, "wie die Grundbedingungen seelischen Lebens in eine Gestalt<br />
gebracht werden, die Verhalten und Erleben organisiert" (TÜPKER 1988, S.77). Dabei<br />
liegt die Hypothese zugrunde, daß sich diese Grundgestalt "unter den besonderen<br />
Bedingungen des Aufwachsens allmählich herausgebildet hat" (TÜPKER 1988, S.77).<br />
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