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zur Behandlung nicht sprach- oder reflexionsfähiger Patienten eingesetzt wird - und dies<br />

gehört zu den spezifischsten Praxisfeldern der Musiktherapie -, bleibt dieser<br />

Entschlüsselungsprozeß unvollständig oder hypothetisch. Er muß quasi ersetzt werden<br />

durch "das Vermögen, durch inneren Mitvollzug etwas zu erkennen" (BÖHME 1985, zit.<br />

in WEYMANN 1990) oder, wie TÜPKER (1988, S. 21) es ausdrückt, "indem wir dies<br />

'eigene' Seelische zuhilfe nehmen". Für die Praxis mag dieser persönliche Zugang zum<br />

Verständnis der seelischen Botschaften ausreichen, doch auch TÜPKER (1988, S. 21)<br />

fügt hinzu, die "wissenschaftliche Bearbeitung hat die Aufgabe, das dort [im inneren<br />

Mitvollzug] schon Sich-Zeigende bewußt zu machen und einer systematischen<br />

Logifizierung zuzuführen".<br />

2.1.4. Probleme der Forschung in der Musiktherapie und<br />

Einordnung der eigenen Arbeit<br />

Die Anfänge der Musiktherapie-Forschung befaßten sich zunächst mit den Wirkweisen<br />

der rezipierten Musik auf den Hörer (vgl. HARRER 1982, S.3ff; GEMBRIS 1981). Erst<br />

RAUHE (1986, S.12f) forderte, die in der Therapie entstandene Musik einer genaueren<br />

Analyse zu unterziehen: "Vor dem Hintergrund der Diagnose und Anamnese sollte die<br />

therapeutische Musik oder musikalisch-improvisatorische Interaktionsform nach<br />

spezifischen Wirkkriterien ausgewählt werden, die [...] mit Hilfe einer stringenten<br />

Systematik und Methodik erforscht werden müssen".<br />

Doch schon bevor RAUHE seine Forderungen formuliert hatte, artikulierten sich kritische<br />

Stimmen, ob Musiktherapie überhaupt empirisch begründbar sei. TISCHLER (1983,<br />

S.95ff) wie GEMBRIS (1987, S.300ff) unterstreichen die Abhängigkeit musikalischer<br />

Wirkungen von subjekt- und sozialisationsspezifischen Faktoren wie von situativkontextuellen<br />

Bedingungen; HARM (1986) und TÜPKER (1988, 1990) verweisen auf die<br />

Grenzen quantitativer Forschungsmethoden, TÜPKER, indem sie die Individualität und<br />

Geschichtlichkeit psychischer Prozesse herausstreicht und statt Reproduzierbarkeit<br />

"Nachvollzieh-barkeit", statt Objektivität "kontrollierte Subjektivität und Intersubjektivität"<br />

sowie eine "eigene Gegenstandsbildung für die Musiktherapie" fordert (TÜPKER 1990,<br />

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