06.09.2013 Aufrufe

Neue Wege beruflicher Qualifizierung zur Stärkung der ...

Neue Wege beruflicher Qualifizierung zur Stärkung der ...

Neue Wege beruflicher Qualifizierung zur Stärkung der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Berufsprinzip<br />

als begriffliche<br />

Neuschöpfung<br />

Berufsausbildung<br />

nach Konsens-<br />

prinzip<br />

Industrie<br />

übernimmt das<br />

Zunftmodell<br />

3.3 „Berufsprinzip als Konzept für eng geschnittene Ausbildungsordnungen“<br />

Der Terminus „Berufsprinzip“ versteht sich als Neuschöpfung. Mit ihm wurde<br />

<strong>der</strong> deutsche Weg <strong>der</strong> Berufsbildung gegenüber dem Konzept <strong>der</strong> Modularisierung<br />

abgegrenzt, das sich als EU-Modell <strong>zur</strong> Nachwuchsausbildung auf unterem<br />

Level durchsetzte und von Großbritannien ausging. Dazu die Stellungnahme des<br />

Instituts <strong>der</strong> deutschen Wirtschaft vom Juni 1995:<br />

„Diesen Modulen steht die mehr ganzheitliche Sicht eines Berufskonzepts im<br />

dualen System gegenüber, wie es hierzulande praktiziert wird.“<br />

„Die Übernahme des Modulsystems für Deutschland scheidet aus, da sich die<br />

deutsche Praxis als so erfolgreich erwiesen hat.“ 145<br />

Seitdem bestimmt <strong>der</strong> Begriff Berufsprinzip die deutsche Sichtweise, erscheint<br />

immer wie<strong>der</strong> in Publikationen und wird allgemein als Richtschnur für die Erarbeitung<br />

von Ausbildungsordnungen nach dem deutschen Berufsbildungsgesetz<br />

verstanden. Th. Deißinger bezeichnet Beruflichkeit als das „organisierende Prinzip“<br />

<strong>der</strong> deutschen Berufsausbildung. 146<br />

Im Kern geht es beim Berufsprinzip darum, die Ausbildung für den Arbeitsmarkt<br />

nach klar gegeneinan<strong>der</strong> abgegrenzten Qualifikationsprofilen zu strukturieren.<br />

Diese werden durch Rechtsverordnungen, auf die sich die Sozialpartner<br />

verständigt haben, staatlich anerkannt. Der erzielte Konsens bezieht sich darauf,<br />

in diesen Zuschnitten Beschäftigungsmöglichkeiten für Fachkräfte anzubieten<br />

und Jugendliche dementsprechend zu qualifizieren.<br />

Im Segment Facharbeiter lehnt sich <strong>der</strong> Zuschnitt <strong>der</strong> Berufe an das handwerkliche<br />

Modell <strong>der</strong> früheren Zunftglie<strong>der</strong>ung an. In <strong>der</strong> Zeit des Zunftzwangs sicherte<br />

die Abgrenzung <strong>der</strong> Gewerke nach gebräuchlichen Arbeitsverfahren und -techniken<br />

die wirtschaftliche Existenz <strong>der</strong> Handwerker. Ein Überschreiten des gemäß<br />

Zunftordnung wahrzunehmenden und monopolisierten Arbeitsgebiets, um<br />

etwa neue Produkte zu fertigen, führte damals immer wie<strong>der</strong> zu Rechtsstreitigkeiten.<br />

Den im Jahre 1900 neu gegründeten Handwerkskammern war durch die Reichsgewerbeordnung<br />

von 1897 die Kompetenz für die Berufsausbildung übertragen<br />

worden. Auch die Industrie orientierte sich bei <strong>der</strong> Ausbildung ihres Facharbeiternachwuchses<br />

weitgehend am durch das Zunftmodell vorgegebenen Ordnungsrahmen.<br />

Gerade in jüngster Zeit sind immer mehr Ausbildungsordnungen entstanden,<br />

die gleichermaßen im Handwerk und in <strong>der</strong> Industrie gelten. Die um<br />

das Jahr 1970 als Mo<strong>der</strong>nisierung eingeführte Stufenausbildung sah vor, zunächst<br />

nach zweijähriger Ausbildung einen Abschluss unterhalb <strong>der</strong> Facharbeiterebene<br />

zu erteilen.<br />

145<br />

Vgl. Rothe, G.: Die Systeme <strong>beruflicher</strong> <strong>Qualifizierung</strong> Deutschlands, Österreichs und<br />

<strong>der</strong> Schweiz im Vergleich. Luzern, Villingen-Schwenningen, Wien 2001, S. 514<br />

146<br />

Vgl. Deißinger, Thomas: Beruflichkeit als „organisierendes Prinzip“ <strong>der</strong> deutschen Berufsausbildung.<br />

Markt Schwaben 1998<br />

94

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!