06.09.2013 Aufrufe

Neue Wege beruflicher Qualifizierung zur Stärkung der ...

Neue Wege beruflicher Qualifizierung zur Stärkung der ...

Neue Wege beruflicher Qualifizierung zur Stärkung der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Negative<br />

Folgen<br />

Nachteile beim<br />

Berufswechsel<br />

Die Beurteilung <strong>der</strong> Ausbildung gemäß Berufsprinzip erweist sich in Deutschland<br />

deshalb als schwierig, weil in <strong>der</strong> Presse und auch in den amtlichen Statistiken<br />

immer nur die Gesamtzahl <strong>der</strong> in die Lehre eintretenden Jugendlichen<br />

publiziert wird. Danach ist die Quote an Eintritten in eine duale Berufsausbildung<br />

von noch immer an die 60 % <strong>der</strong> 16- bis 24-Jährigen höher als in den an<strong>der</strong>en<br />

EU-Staaten. 153 Vernachlässigt wird dabei allerdings <strong>der</strong> späte Zeitpunkt des<br />

Übertritts in Lehrverhältnisse; <strong>der</strong>zeit liegt das Alter bei Ausbildungsbeginn im<br />

Mittel zwischen 19 und 20 Jahren. Die Öffentlichkeit ignoriert diese Tatsache,<br />

obwohl die Lehre damit zum großen Teil als postsekundäre Ausbildung einzustufen<br />

wäre und die Schulentlassenen leer ausgehen.<br />

Die mit <strong>der</strong> Erstausbildung vermittelte Handlungsfähigkeit und die erworbenen<br />

beruflichen Erfahrungen entfalten sich nur, soweit die Absolventen im Beruf<br />

verbleiben und als Fachkräfte übernommen werden. Im Jahre 2006 wurden aber<br />

im Westen Deutschlands immerhin 43 %, im Osten sogar 56 % <strong>der</strong> erfolgreichen<br />

Prüfungsteilnehmer vom Ausbildungsbetrieb nicht übernommen. 154 Das<br />

Risiko ist groß, bei <strong>der</strong> Suche nach einer an<strong>der</strong>en Stelle den Beruf wechseln zu<br />

müssen. Fast 75 % <strong>der</strong> rund 6,0 Mio. Beschäftigten, die nach <strong>der</strong> dualen Ausbildung<br />

den Beruf gewechselt haben, können am neuen Arbeitsplatz, was den fachlichen<br />

Teil betrifft, wenig o<strong>der</strong> nichts von dem verwerten, was sie erlernt haben.<br />

155 Die erworbenen Schlüsselqualifikationen sind hingegen weiter nutzbar.<br />

Die Berufswechselquote ist umso größer, je länger die Suche nach einer Beschäftigung<br />

im Anschluss an die Ausbildung dauert: Von denen, die ohne arbeitslos<br />

zu werden, in einem an<strong>der</strong>en Betrieb unterkommen, geben 25 % den erlernten<br />

Beruf auf; von denen, die vier Monate und länger arbeitslos sind, nimmt<br />

die Hälfte eine Arbeitsstelle in einem an<strong>der</strong>en Beruf an. Das dort erzielte Bruttoeinkommen<br />

je Monat liegt dann rund 300 € unter dem Fachkräfteniveau. 156<br />

Die hohe Quote <strong>der</strong> Berufswechsler und ebenso <strong>der</strong> niedrige Anteil an Absolventen<br />

einer dualen Ausbildung, die außerhalb des Lehrberufs ihre erworbenen<br />

Fertigkeiten und Kenntnisse anwenden können, verweisen auf die eigentliche<br />

Schwäche des deutschen Berufsprinzips. Die im Berufsbildungsgesetz 2005 auf<br />

die berufliche Handlungsfähigkeit und Berufserfahrung zentrierte Ausbildung ist<br />

– entgegen allen Appellen notwendiger Flexibilität – noch immer allein auf<br />

einen geradlinigen Berufsverlauf ausgerichtet: Der Lehre folgt die Übernahme<br />

als Facharbeiter/-angestellter, im Arbeitsalltag wächst die Fachkraft in die verän<strong>der</strong>te<br />

Arbeitswelt hinein.<br />

Duale Ausbildung nach dem Berufsprinzip ist damit eigentlich bis heute <strong>Qualifizierung</strong><br />

für den Lebensberuf ganz im Sinne des Modells <strong>der</strong> Zunftzeit. In die-<br />

153<br />

Vgl. BMBF (Hrsg.): Berufsbildungsbericht 2008. Bonn, Berlin 2008, S. 140, Übersicht 47<br />

154<br />

A.a.O., S. 240f.<br />

155<br />

Ebd., S. 245<br />

156<br />

Vgl. IAB: Duale Berufsausbildung: Ungelöste Probleme trotz Entspannung. IAB-Kurzbericht<br />

Nr. 10, Mai 2009, S. 5f.<br />

100

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!