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Neue Wege beruflicher Qualifizierung zur Stärkung der ...

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Einfluss<br />

neuhumanistischer<br />

Sichtweisen<br />

Abwertung <strong>der</strong><br />

Vollzeitschulen<br />

Zentrale<br />

dogmatisierte<br />

Vorgaben<br />

Die deutsche Son<strong>der</strong>entwicklung erklärt sich im Wesentlichen aus <strong>der</strong> nach neuhumanistischer<br />

Auffassung vollzogenen Trennung von Berufsbildung und Allgemeinbildung,<br />

die letztendlich zum Zwei-Klassen-System in Bildung und Gesellschaft<br />

geführt hat; einmal <strong>der</strong> „Königsweg“ zum Abitur samt Hochschulzugang,<br />

zum an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> Weg in die Berufsausbildung mit immer noch unbefriedigenden<br />

Möglichkeiten, nach qualifizierten Berufsabschlüssen in den tertiären<br />

Bereich überwechseln zu können.<br />

Im allgemein bildenden System werden die Belange <strong>der</strong> beruflichen Bildung<br />

und die Sicherstellung des Übergangs in Ausbildung und Beruf nur un<strong>zur</strong>eichend<br />

berücksichtigt. So erklärt sich, dass das Übergangssystem in Deutschland<br />

hinsichtlich <strong>der</strong> <strong>Neue</strong>intritte zu einem nahezu gleichen Volumen wie die Eintritte<br />

in Lehrverhältnisse angewachsen ist, während an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> ein solches<br />

Ausmaß an Warteschleifen nicht kennen.<br />

Mit <strong>der</strong> in Kap. 2.1 dargestellten Unterbewertung von Vergleichen im Bereich<br />

<strong>der</strong> beruflichen Bildung haben sich in Deutschland Meinungen und Grundüberzeugungen<br />

verhärtet, die mit internationalen Standards nicht übereinstimmen.<br />

Dies hemmt Reformansätze und führt zwangsläufig in die Isolation.<br />

Ähnlich verhält es sich hinsichtlich <strong>der</strong> überkommenen Vorrangstellung <strong>der</strong><br />

betriebsgebundenen Ausbildung gegenüber den berufsqualifizierenden Vollzeitschulen.<br />

So unterstreichen Vertreter <strong>der</strong> Wirtschaft immer wie<strong>der</strong> ihre Geringschätzung<br />

gegenüber <strong>der</strong> vollschulischen Berufsausbildung, wie z. B. anlässlich<br />

eines von den baden-württembergischen Ministerien für Wirtschaft und Kultus<br />

veranstalteten Kongresses im Jahre 2004 121 :<br />

„Der Erfolg und die Leistungsfähigkeit <strong>der</strong> Unternehmen gründet sich auch<br />

auf <strong>der</strong> fundierten Kenntnis betrieblicher Prozesse und Abläufe bei Berufseinsteigern.<br />

Das zeichnet das duale System aus. Berufliche Vollzeitschulen<br />

können ein soziales Gefüge <strong>der</strong> realen Arbeitswelt nicht wi<strong>der</strong>spiegeln und<br />

die berufliche Fachlichkeit nicht ersetzen.“<br />

In Deutschland bestehen zu zentralen Aspekten <strong>der</strong> beruflichen Bildung Grundvorstellungen<br />

fort, die hier als unumstößlich gelten, also Dogmencharakter haben<br />

und die für die Weiterentwicklung <strong>zur</strong> Wissensgesellschaft erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen im Berufsbildungssystem verhin<strong>der</strong>n. Zu diesen dogmatisierten<br />

Grundprinzipien zählen:<br />

– „Deutsches Dualsystem braucht nur losen Kontakt <strong>zur</strong> Berufsschule“ (3.1)<br />

– „Vollzeitschulen nur bedingt berufsqualifizierend“ (3.2)<br />

– „Berufsprinzip als Konzept für eng geschnittene Ausbildungsordnungen“ (3.3)<br />

121 Landesgewerbeamt Baden-Württemberg Direktion Karlsruhe (Hrsg.): Dokumentation<br />

zum Kongress „Berufliche Bildung. Wandel <strong>der</strong> Arbeitswelt – Herausfor<strong>der</strong>ungen für die<br />

berufliche Bildung“ vom 24. März 2004 in <strong>der</strong> Industrie- und Handelskammer Karlsruhe.<br />

Karlsruhe 2004, S. 79 u. 67<br />

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