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Neue Wege beruflicher Qualifizierung zur Stärkung der ...

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Qualitativer<br />

Aspekt<br />

Quantitativer<br />

Aspekt<br />

dung einiges aufzuholen; mit an<strong>der</strong>en Worten, in Deutschland sei alles wohl<br />

bestellt, das geradezu mustergültige Dualsystem sei heutigen und künftigen Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

gewachsen. Die Wirtschaft, so die herrschende Auffassung,<br />

wisse am besten, was sie brauche. Sie decke ihren Fachkräftebedarf unterhalb<br />

des Tertiärbereichs durch eigene Ausbildung ab.<br />

Das zeigt sich auch daran, dass die Verzahnung <strong>der</strong> Erstausbildung mit <strong>der</strong> beruflichen<br />

Weiterbildung kein aktuelles Diskussionsthema zu sein scheint, auch nicht<br />

das Faktum, dass Deutschland bislang we<strong>der</strong> bundes- noch landesseitig Regelungen<br />

verabschiedet hat, nach denen das informelle Lernen am Arbeitsplatz anerkannt<br />

und im Zuge des beruflichen Aufstiegs berücksichtigt werden kann.<br />

Bezogen auf die Integration <strong>der</strong> nachwachsenden Generation wird bislang nicht<br />

wahrgenommen, dass die Aufnahme <strong>der</strong> ersten Berufstätigkeit in Deutschland<br />

immer später erfolgt und damit das Erwerbsleben immer kürzer wird. Die jährlich<br />

erstellte Bilanz zum Ausbildungsstellenmarkt wird <strong>der</strong> Öffentlichkeit immer<br />

noch präsentiert als Abbild einer frühen Integration <strong>der</strong> Jugendlichen ins Erwerbssystem.<br />

Inzwischen nimmt das Dualsystem zu zwei Dritteln junge Erwachsene<br />

auf und hat längst einen postsekundären Charakter. Dies wird nicht<br />

thematisiert, ebenso wenig die Tatsache, dass ein halber Jahrgang im Übergangssystem<br />

„aufbewahrt wird“, ohne danach den Zugang zu einer qualifizierten<br />

Ausbildung sicherzustellen. Eineinhalb Millionen 20- bis 29-Jährige, die keine<br />

Ausbildung absolviert haben, sind Beleg dafür, dass Deutschland – über den<br />

Flaschenhals des Dualsystems – den Anspruch, die nachwachsende Generation<br />

früh und umfassend zu integrieren, längst nicht mehr einlösen kann.<br />

Die Ausbildung im deutschen Dualsystem wird immer noch als untere Ausbildungsebene<br />

verstanden. Im europäischen Kontext führt dies <strong>zur</strong> Benachteiligung<br />

deutscher Absolventen am Arbeitsmarkt, gilt doch aus EU-Sicht die betriebsgebundene<br />

Ausbildung und die Facharbeiterstufe als die Ebene, die auf dem<br />

Pflichtschulabschluss aufbaut. Die fehlende Differenzierung des Zugangs und<br />

des Abschlusses nach Bildungsstufen und erteilter Berechtigung wird insbeson<strong>der</strong>e<br />

bei <strong>der</strong> Einstufung innerhalb des Europäischen Qualifikationsrahmens<br />

(EQR) zum Problem. Die Undifferenziertheit <strong>der</strong> Abschlüsse des Dualsystems<br />

wird jedenfalls we<strong>der</strong> den hohen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Ausbildungsberufe<br />

– u. a. im mechatronischen, informationstechnischen und kaufmännischen<br />

Bereich – gerecht, noch <strong>der</strong> Tatsache, dass die Majorität <strong>der</strong> Einsteiger mindestens<br />

den mittleren Bildungsabschluss o<strong>der</strong> die Hochschulreife erworben hat.<br />

Das deutsche Berufsprinzip steht im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n den Vorgaben<br />

Lissabon 2000 diametral entgegen; die angeregte Differenzierung nach Stufen<br />

fehlt, ebenso Strukturen, die über das lebenslange Lernen, sei es formaler<br />

o<strong>der</strong> informeller Art, den Durchstieg bis an die Spitze <strong>der</strong> Qualifikationspyramide<br />

ermöglichen.<br />

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