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Neue Wege beruflicher Qualifizierung zur Stärkung der ...

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Offizielle Sicht<br />

und Realität<br />

klaffen auseinan<strong>der</strong><br />

Fragen <strong>der</strong><br />

Gesamt-<br />

verantwortung<br />

die ernorme Zahl von rund 385.000 so genannter Altbewerber um Ausbildungsplätze<br />

angesammelt. 104<br />

In an<strong>der</strong>en Staaten gelingt es hingegen, die Schulabgänger ohne wesentliche<br />

Zeitverzögerung in das Ausbildungssystem zu integrieren. Für Leistungsschwächere<br />

wurden dort spezielle Qualifikationsmöglichkeiten geschaffen.<br />

Die Lage <strong>der</strong> beruflichen Bildung in Deutschland, wie sie sich aus <strong>der</strong> nüchternen<br />

Betrachtung <strong>der</strong> vorausgehenden Analysen erschließt, stimmt – wie zuvor<br />

aufgezeigt – mit dem von offizieller Seite und von den Medien verbreiteten Bild<br />

längst nicht mehr überein. Das gilt für eine ganze Reihe von Indikatoren:<br />

Das deutsche Dualsystem baut nach Zielvorgaben <strong>der</strong> Sozialpartner quer über<br />

die 350 Einzelberufe auf dem Hauptschulabschluss auf. De facto beginnt die<br />

Mehrzahl <strong>der</strong> Anfänger/innen mit dem Mittleren Abschluss o<strong>der</strong> dem Abitur.<br />

Nur noch in 12 von über 80 Berufsgruppen beginnen die neu Eintretenden<br />

überwiegend mit dem Hauptschulabschluss.<br />

In <strong>der</strong> Regel wird die Sekundarstufe I nach neun o<strong>der</strong> zehn Schuljahren im<br />

Alter von 15 o<strong>der</strong> 16 Jahren abgeschlossen. Daran soll sich – so die Vorgabe<br />

– <strong>der</strong> Übergang in die Berufsausbildung anschließen. De facto ist die Quote<br />

des Direkteinstiegs immer geringer geworden. Schon vor mehr als 30 Jahren<br />

begann ein Drittel <strong>der</strong> Anfänger/innen die Ausbildung im Erwachsenenalter;<br />

inzwischen sind es 70 Prozent geworden. Die im Berufsbildungsbericht<br />

2009 105 ausgewiesenen Quoten, nach denen zuletzt zwei Drittel <strong>der</strong> Absolventen<br />

<strong>der</strong> allgemein bildenden Schulen vom Dualsystem aufgenommen<br />

wurden, mögen rein rechnerisch stimmen. Das damit transportierte Bild, die<br />

Versorgung mit Ausbildungsplätzen sei gesichert, trügt jedoch. Die duale<br />

Ausbildung ist längst postsekundär geworden. Die Majorität findet erst nach<br />

Absolvierung berufsvorbereiten<strong>der</strong> Maßnahmen o<strong>der</strong> längerem Besuch allgemein<br />

bilden<strong>der</strong> Schulen Zugang ins Dualsystem.<br />

Die Wirtschaft selbst, die das System in <strong>der</strong> Breite <strong>der</strong> Branchen tragen müsste,<br />

zieht sich <strong>zur</strong>ück. Nur noch ein Viertel bis zu einem Fünftel <strong>der</strong> Betriebe bilden<br />

aus; die neu gegründeten Betriebe am wenigsten. Sie sind weithin <strong>der</strong>art spezialisiert,<br />

dass sie in <strong>der</strong> Breite <strong>der</strong> Ausbildungsberufe keine Plätze anbieten können.<br />

Der Anteil <strong>der</strong>jenigen, die mit an<strong>der</strong>en Unternehmen in einem Ausbildungsverbund<br />

kooperieren, ist – entgegen aller Bemühungen um den Ausbau solcher Formen<br />

– äußerst gering. Verlässliche Daten hierzu liegen jedoch nicht vor.<br />

Die ursprüngliche Zielvorgabe Ausbildung auf Hauptschulniveau hat sich über<br />

eine Generation hinweg <strong>zur</strong> Ausbildung im postsekundären Bereich verlagert.<br />

Konsequenzen daraus wurden bis heute nicht gezogen. Ein wesentlicher Grund<br />

dafür ist die immer wie<strong>der</strong> vertretene Meinung, das deutsche System sei mustergültig<br />

und nicht reformbedürftig. Nur daraus ist zu erklären, dass die das System<br />

104<br />

Berufsbildungsbericht 2008, a.a.O., S. 18<br />

105<br />

A.a.O., S. 15<br />

62

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