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Neue Wege beruflicher Qualifizierung zur Stärkung der ...

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Die bis zu 500.000 Jugendlichen, die zuletzt pro Jahr ins Übergangssystem abgedrängt<br />

wurden, sind in solcher Sicht als Schüler <strong>beruflicher</strong> Schulen im Bildungswesen,<br />

also weiterhin im Verantwortungsbereich <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> verblieben.<br />

Die Wirtschaft ihrerseits kontert den Vorwurf mangeln<strong>der</strong> Aufnahmebereitschaft<br />

mit dem Verweis auf die fehlende Ausbildungsreife. Rasch sind ihre Interessenvertreter<br />

zudem mit <strong>der</strong> Warnung bei <strong>der</strong> Hand, staatliche Berufsbildungsangebote<br />

könnten die Wirtschaft veranlassen, sich noch stärker aus <strong>der</strong> Ausbildung<br />

<strong>zur</strong>ückzuziehen.<br />

Weiterführend ist die gegenseitige Rechtfertigung nicht. Sie verlagert die Verantwortung<br />

auf das Schulwesen und auf die jungen Menschen selbst. Letztere<br />

werden aber auch künftig aus Schulen im gegebenen Zuschnitt entlassen. Ihnen<br />

ist nicht geholfen, wenn sie nach vielen Bewerbungen erkennen müssen, dass sie<br />

den gegebenen Anfor<strong>der</strong>ungen am Markt <strong>der</strong> Ausbildungsstellen nicht gerecht<br />

werden. Solche Ernüchterung mag hilfreich sein, um dem Einzelnen klar zu<br />

machen, er habe unter heutigen Bedingungen eigenverantwortlich zu handeln.<br />

Ohne nachhaltige Angebote des Staates <strong>zur</strong> Überwindung <strong>der</strong> individuellen und<br />

gesamtgesellschaftlichen Defizite muss aber dieser doch letztlich mit hohen<br />

Ausgaben im sozialen Sicherungssystem eintreten. Er darf nicht zusehen, wie<br />

ein Sechstel <strong>der</strong> nachwachsenden Generation vollkommen ins bildungspolitische<br />

Abseits gedrängt wird.<br />

Nach dem Subsidiaritätsprinzip, wie es in Deutschland verstanden und angewendet<br />

wird, überträgt <strong>der</strong> Staat Organisationen, die in bestimmten Politikfel<strong>der</strong>n<br />

aktiv sind, Verantwortung für einschlägige Aufgaben o<strong>der</strong> beteiligt sie an<br />

<strong>der</strong>en Erfüllung. Seit dem frühen 19. Jahrhun<strong>der</strong>t gilt dies für Kirchen und freie<br />

Wohlfahrtsverbände bezogen auf die Fürsorge für Hilfsbedürftige, Alte und<br />

Kranke, die frühkindliche Erziehung sowie die Jugendarbeit; desgleichen für die<br />

Arbeitgeber und ihre Selbstverwaltungsorgane im Hinblick auf die betriebliche<br />

Berufsausbildung. In <strong>der</strong> seit dem Mittelalter gewachsenen Tradition ist letztere<br />

auch nach 1949 in <strong>der</strong> Verantwortung <strong>der</strong> Wirtschaft verblieben. Die heutigen<br />

Rahmenvorgaben sind in den Berufsbildungsgesetzen von 1969 und 2005 festgeschrieben<br />

worden.<br />

Gleichwohl verbleibt beim Staat die Aufsicht darüber, ob, angesichts des nachhaltigen<br />

sozio-ökonomischem Wandels, die Verbände, an die staatliche Aufgaben<br />

übertragen sind, <strong>der</strong>en Wahrnehmung noch im erfor<strong>der</strong>lichen Umfang gewährleisten.<br />

Ist, wie am Beispiel <strong>der</strong> Berufsausbildung belegt, dies nicht mehr sichergestellt,<br />

so muss <strong>der</strong> Staat Fehlentwicklungen wehren und Schaden von Wirtschaft und<br />

Gesellschaft abwenden. Nach <strong>der</strong> von Fritz Ossenbühl betonten Prärogative<br />

kann er zwar auf Zeit über Steuermittel und einen Ausbildungspakt mit <strong>der</strong><br />

Wirtschaft ein vorübergehendes Ungleichgewicht überbrücken. Erweisen sich<br />

beide Instrumente allerdings als stumpf und wird die Unterversorgung – wie es<br />

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