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Neue Wege beruflicher Qualifizierung zur Stärkung der ...

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Fragwürdige<br />

Abstinenz<br />

des Staates<br />

<strong>Qualifizierung</strong><br />

muss konjunktur-<br />

unabhängig sein<br />

Verhärtete<br />

Fronten<br />

überwinden<br />

Die Auffassung von Ossenbühl und ähnliche Voten werden in <strong>der</strong> Öffentlichkeit<br />

vielfach als Meinungen Einzelner abgetan. Die deutsche Situation bleibt somit<br />

nach wie vor davon bestimmt, die Unternehmen hätten den Jugendlichen Ausbildungsplätze<br />

anzubieten, stehe doch am Ende <strong>der</strong> Schulzeit <strong>der</strong> Übertritt ins<br />

Arbeitsleben an. Mit dem Eintritt ins Erwerbssystem gehe die Zuständigkeit auf<br />

den Bund über, <strong>der</strong> die Berufsausbildung im Rahmen seiner Wirtschafts- und<br />

Beschäftigungspolitik zu regeln habe. Der Beginn <strong>der</strong> betrieblichen Berufsausbildung<br />

ist verbunden mit dem Übergang ins soziale Sicherungssystem, zahlt <strong>der</strong><br />

Auszubildende doch Sozialversicherungsbeiträge aus seiner monatlichen Vergütung.<br />

Sie ist tarifvertraglich fixiert und wird in regelmäßigen Abständen seitens<br />

<strong>der</strong> Sozialpartner an die wirtschaftliche Entwicklung angepasst. Berufsausbildung<br />

als reine Bildungszeit, die zu einer höheren Bildungsstufe führt, ist solchen<br />

Vorstellungen fremd.<br />

In diesem Kontext stellt sich längst die Frage, ob die berufliche <strong>Qualifizierung</strong><br />

unterhalb <strong>der</strong> Hochschulebene weiterhin von konjunkturellen Schwankungen<br />

und unternehmerischem Kalkül abhängig sein darf. Angesichts <strong>der</strong> ökonomischen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ungen kann <strong>der</strong> Staat in seiner Gesamtheit, also Bund und<br />

Län<strong>der</strong>, es eigentlich nicht hinnehmen, dass die nachwachsende Generation erst<br />

mit jahrelanger Verzögerung o<strong>der</strong> überhaupt nicht beruflich ausgebildet wird.<br />

Zur Sicherung <strong>der</strong> Konkurrenzfähigkeit Deutschlands im globalen Wettbewerb<br />

sind längst Korrekturen erfor<strong>der</strong>lich. Ohne eine aktive Rolle des Staates in <strong>der</strong><br />

Berufsbildungspolitik wird jedenfalls <strong>der</strong> seit Jahren beklagte Mangel an Fachkräften<br />

und an Lehrstellen nicht dauerhaft zu beheben sein. Wenn nach dem<br />

Mikrozensus 2005 rund 1.570.000 Jugendliche im Alter zwischen 20 und 29<br />

Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung waren, bedeutet dies eine schwere<br />

Hypothek des sozialen Sicherungssystems, denn nur durch nachhaltige För<strong>der</strong>ung<br />

mit hohem Einsatz öffentlicher Mittel kann es gelingen, dieses Sechstel <strong>der</strong><br />

Altersgruppe 202 , das aus <strong>der</strong> beruflichen <strong>Qualifizierung</strong> verdrängt worden ist,<br />

dauerhaft ins Berufsleben zu integrieren.<br />

Seit Jahren kreist die Diskussion <strong>der</strong> Versorgung <strong>der</strong> Jugendlichen mit Ausbildungsplätzen<br />

um die wechselseitige Rechtfertigung <strong>der</strong> Verantwortlichen. Sie<br />

erschöpft sich weithin in Appellen und im Kurieren an Symptomen. Seitens des<br />

Bundes sind es Appelle an die Wirtschaft, ihre Aufgaben anzuerkennen und zu<br />

erfüllen. Dem dient auch <strong>der</strong> mit den Wirtschaftsverbänden geschlossene Ausbildungspakt.<br />

Die Selbstverpflichtung <strong>der</strong> Wirtschaft, bis zum Jahre 2008 60.000<br />

neue Ausbildungsplätze zu schaffen, sei, so stellt das BMBF im Berufsbildungsbericht<br />

2009 fest 203 , weit übertroffen worden. Formal mag man damit belegen<br />

können, <strong>der</strong> Bund habe den Vorgaben des Berufsbildungsgesetzes Genüge getan.<br />

202 Lt. Berufsbildungsbericht 2009, a.a.O., S. 57<br />

203 Ebd., S. 25<br />

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