06.09.2013 Aufrufe

Neue Wege beruflicher Qualifizierung zur Stärkung der ...

Neue Wege beruflicher Qualifizierung zur Stärkung der ...

Neue Wege beruflicher Qualifizierung zur Stärkung der ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kritische Stimmen<br />

zum Leistungsstand<br />

<strong>der</strong> Auszubildenden<br />

Konzeption<br />

Kerschensteiners<br />

Nach einer aktuellen Untersuchung von Felix Rauner, in <strong>der</strong> <strong>der</strong> Leistungsstand<br />

von Auszubildenden im Bereich Elektronik aus den Län<strong>der</strong>n Hessen und Bremen<br />

einer Vergleichsgruppe chinesischer Lehrlinge gegenübergestellt wurde, machten<br />

die deutschen Lehrlinge zwischen dem zweiten und dem dritten Ausbildungsjahr<br />

kaum Lernfortschritte. Es mangelte an <strong>der</strong> Fähigkeit, eigenständige Lösungen für<br />

komplexe Aufgaben zu entwickeln. Nach Rauner dürfte das schlechte Abschneiden<br />

<strong>der</strong> deutschen Lehrlinge vor allem auf die mangelnde Verzahnung <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Ausbildung mit <strong>der</strong> Berufsschule <strong>zur</strong>ückzuführen sein. 129<br />

Als weiteres Beispiel kann das Thesenpapier des Managerkreises <strong>der</strong> Friedrich-<br />

Ebert-Stiftung vom Jahre 2009 herangezogen werden 130 :<br />

– „Dem deutschen Bildungssystem gelingt es nicht, die Leistungsfähigkeit aller<br />

Schülerinnen und Schüler – ob mit Hochbegabungen o<strong>der</strong> mit Lerndefiziten<br />

– auszuschöpfen. Stattdessen steuert Deutschland auf eine Situation zu, in <strong>der</strong><br />

ein inakzeptabel hoher Anteil Jugendlicher und junger Erwachsener keine berufliche<br />

Perspektive sieht.“<br />

– „Deutschland muss die Voraussetzungen dafür schaffen, dass jedes Talent<br />

geför<strong>der</strong>t und entwickelt wird. Das bedeutet, Lernschwächen auszugleichen<br />

und beson<strong>der</strong>e Begabungen zu entfalten. Wir können es uns nicht leisten,<br />

durch einen Mangel an Fachkräften unsere Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren,<br />

durch Schul- und Studienabbrecher Ressourcen zu vergeuden und Migranten<br />

durch mangelnde Bildung auszugrenzen.“<br />

Auch von an<strong>der</strong>en Stimmen wird auf Defizite dieser Art verwiesen. Nicht zum<br />

Ausdruck kommt allerdings, welche Stellen verantwortlich wären, eine Än<strong>der</strong>ung<br />

herbeizuführen. Hingewiesen wird immer wie<strong>der</strong> auf den un<strong>zur</strong>eichenden Übergang<br />

von <strong>der</strong> Schule in Arbeit und Beruf, denn nahezu eine halbe Million Jugendliche<br />

bemühen sich ohne Erfolg um Ausbildungsmöglichkeiten. Dessen<br />

ungeachtet bleibt es bei <strong>der</strong> in Deutschland überkommenen Auffassung, das duale<br />

System sei nicht reformbedürftig und aus Sicht an<strong>der</strong>er Län<strong>der</strong> vorbildhaft.<br />

Die von Georg Kerschensteiner vorgeschlagene Bezeichnung Berufsschule sollte<br />

belegen, dass die Teilzeitschule voll in die Ausbildung eingebunden wird. Der<br />

Begriff wurde zwar übernommen; eine Einbindung in die Ausbildungspraxis<br />

erfolgte jedoch nicht. Bis heute wird in Deutschland nicht erkannt, dass die Berufsschule<br />

die Betriebe in ihrer Ausbildungsfunktion entlastet, wenn sie Aufgaben<br />

<strong>der</strong> systematischen Ausbildung praxisnah übernimmt, was angesichts zunehmen<strong>der</strong><br />

Anfor<strong>der</strong>ungen immer wichtiger wird.<br />

128<br />

Grüner, Gustav: Das duale System. In: Die berufsbildende Schule, 26. Jg., Heft 7/8 1974,<br />

S. 472<br />

129<br />

„Lehrlinge lernen zu wenig.“ DIE ZEIT vom 25.06.09<br />

130<br />

Bildung macht reich. Mehr Praxisorientierung in Bildung und Weiterbildung. Thesenpapier<br />

<strong>der</strong> Arbeitsgruppe Bildungs-, Forschungs- und Innovationspolitik des Managerkreises<br />

<strong>der</strong> Friedrich-Ebert-Stiftung. Bonn 2009, S. 5<br />

80

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!