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Neue Wege beruflicher Qualifizierung zur Stärkung der ...

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3. Dogmatische Grundprinzipien verhin<strong>der</strong>n Systementwicklung<br />

Die vorangegangenen Abschnitte belegen, dass im deutschen Berufsbildungssystem<br />

Initiativen <strong>zur</strong> Weiterentwicklung dringend erfor<strong>der</strong>lich sind. Daher empfiehlt<br />

sich eine Orientierung über die Landesgrenzen hinweg, um dort erreichte<br />

Standards kennen zu lernen. Zudem ist das von <strong>der</strong> Europäischen Union im Jahre<br />

2000 in Lissabon beschlossene Reformpaket auf das eigene System zu projizieren,<br />

um erkennen zu können, in welchen Bereichen die EU-Zielsetzungen auf<br />

nationaler Ebene bereits erreicht sind o<strong>der</strong> weitergehende Reformen anstehen.<br />

Der Vergleich mit an<strong>der</strong>en Staaten veranschaulicht, dass im Prozess <strong>der</strong> Anpassung<br />

an aktuelle Anfor<strong>der</strong>ungen verschiedenartig vorgegangen wird.<br />

Die heutige Vielfalt in den Berufsbildungssystemen soll ein ad hoc Vergleich<br />

zwischen den Län<strong>der</strong>n Österreich, Italien, Frankreich und England aufzeigen,<br />

<strong>der</strong> in Übersicht 2 einen Überblick über wichtige Strukturelemente <strong>der</strong> beruflichen<br />

Bildung gibt:<br />

– In Frankreich besteht ein gestuftes Berufsbildungsangebot in staatlicher Verantwortung.<br />

Ausgebildet wird vorrangig in berufsqualifizierenden Vollzeitschulen;<br />

seit längerer Zeit sind bereits dual-alternierende Ausbildungsgänge auf verschiedenen<br />

Ebenen ausgebaut. In jüngerer Zeit beson<strong>der</strong>s geför<strong>der</strong>t wird <strong>der</strong> Weiterbildungsbereich.<br />

– In Italien konkurrieren im Berufsbildungsangebot die Ebenen Zentralstaat und<br />

Regionen. Insgesamt besteht eine 12-jährige Bildungs- und Ausbildungspflicht,<br />

die den Jugendlichen ein Recht auf Bildungsteilhabe verbürgt.<br />

– In Österreich sind schulische und duale Berufsbildung etwa gleich stark vertreten.<br />

So ergibt sich ein Berufsbildungssystem mit Angeboten auf verschiedenen Ebenen.<br />

– In England wurde die betriebliche Lehre neu strukturiert und differenziert nach<br />

Eintritten im Jugend- und im Erwachsenenalter. Ansonsten dominiert das Prinzip<br />

<strong>der</strong> Modularisierung auf allen Ebenen.<br />

Seit <strong>der</strong> Übertragung <strong>der</strong> Kompetenzen für den Komplex Berufsausbildung über<br />

die Reichsgesetzgebung 1897/1900 an die Kammern <strong>der</strong> Wirtschaft hat sich in<br />

Deutschland das Berufsbildungssystem gegenüber <strong>der</strong> Spätzeit <strong>der</strong> Zünfte nur<br />

unwesentlich verän<strong>der</strong>t. Als Beson<strong>der</strong>heit kommt hinzu, dass an <strong>der</strong> Weiterentwicklung<br />

in Nachbarlän<strong>der</strong>n wie auch den Empfehlungen <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union offensichtlich nur ein eingeschränktes Interesse besteht.<br />

Über den Vergleich zeigt sich deutlich, dass das deutsche Berufsbildungssystem<br />

immer noch stark in <strong>der</strong> handwerklichen Tradition verwurzelt ist, was beispielsweise<br />

darin zum Ausdruck kommt, dass die Ausbildungsordnungen mit ihrer engen<br />

Eingrenzung gemäß Berufsprinzip weitgehend auf das Modell des handwerklichen<br />

Vollberufs ausgerichtet bleiben, in dessen Eingrenzung nur auf <strong>der</strong> Basis<br />

des handwerklichen Befähigungsnachweises gearbeitet werden darf. Der Novelle<br />

<strong>der</strong> Handwerksordnung vom Jahre 2004 entsprechend hat sich in jüngster Zeit die<br />

Zahl zulassungspflichtiger Gewerbe allerdings deutlich verringert. 120<br />

120 Der Meisterzwang wurde auf rund 40 zulassungspflichtige, gefahrgeneigte Handwerke beschränkt.<br />

Der größere Teil <strong>der</strong> Handwerke kann ohne Meisterprüfung ausgeübt werden.<br />

73<br />

Weiterentwicklung<br />

erfor<strong>der</strong>lich<br />

Derzeitiger Stand<br />

ausgewählter<br />

Bildungssysteme<br />

Deutscher<br />

Son<strong>der</strong>weg<br />

Enge<br />

Berufsabgrenzung

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