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wird im Allgemeinen mit dem speziellen und spezifischen Wissen der<br />

jeweiligen Disziplin gleichgesetzt, also mit jenem Bereich, in dem der<br />

Autor/die Autorin als ExpertIn gilt. Weniger im Bewusstsein ist – vielleicht<br />

abgesehen von subjektiv empfundenen Defiziten bei fremdsprachigen<br />

Publikationen –, dass die anderen beiden Bereiche (AdressatInnen,<br />

Sprachstrukturen) für das Verfassen von wissenschaftlichen Arbeiten<br />

ebenfalls zentral sind. Mit ihrer Erforschung ist die Linguistik beschäftigt.<br />

Wir wollen im Folgenden einen kurzen Überblick geben, was mit<br />

diesen Aspekten gemeint ist und welchen Einfluss sie auf die Schreibkompetenz<br />

nehmen.<br />

Sprechen passiert immer in einem bestimmten Kontext, der es auch<br />

beeinflusst. Dieser kann enger oder weiter gefasst sein. Analog gilt dies<br />

natürlich auch für Schreibprozesse (vgl. die physische und soziale Umgebung<br />

in Hayes‘ Modell). Zum engeren Kontext kann man den unmittelbaren<br />

Text zählen, die Vorgängersätze, das Thema des Artikels usw. Der<br />

weitere Kontext umfasst z.B. die Charakteristik der Zeitschrift oder des<br />

Verlags, in dem das Werk veröffentlicht werden soll, und deren Vorschriften<br />

und Erwartungen, aber auch das gesamte wissenschaftliche Fach mit<br />

seinen Besonderheiten sowohl inhaltlicher als auch formaler Art. Nicht<br />

zuletzt dieser Kontext unterscheidet wissenschaftliches von anderen Formen<br />

des Schreibens.<br />

Sprechen und Schreiben haben im Kontext unterschiedliche Funktionen,<br />

die unterschiedliche Bereiche von Sprache umfassen. Die geläufigste<br />

und offensichtlichste ist diejenige des Themas, der Wissensvermittlung,<br />

der Darstellung. Sie ist im Kontext des wissenschaftlichen Faches<br />

zu sehen. In ihr stehen Aspekte des Wortschatzes, des Fachvokabulars,<br />

aber auch der Grammatik im Vordergrund. Dieses Wissen wird im Laufe<br />

einer wissenschaftlichen Karriere explizit und bewusst erworben. Allerdings<br />

gibt es einige Aspekte – sie werden manchmal als Stil bezeichnet –,<br />

die ebenfalls zur Form wissenschaftlichen Schreibens gehören, aber nicht<br />

immer in angemessener Form angewandt werden, da sie zwar wahrgenommen,<br />

aber nicht durchgehend aktiv beherrscht werden. Gerade<br />

im englischsprachigen Raum spielen sie eine nicht zu unterschätzende<br />

Rolle.<br />

Interpersonale Funktion –<br />

wer ist das eigentliche Zielpublikum?<br />

Anders sieht es mit den beiden weiteren Funktionen aus. Sie treffen im<br />

Prinzip ebenfalls auf jeden Text zu, geraten aber gerade bei wissenschaftlichen<br />

Texten häufig aus dem Blickfeld. Denn jeder Text hat zweitens eine<br />

interpersonale Funktion, d.h., er stellt eine Beziehung zu seinen LeserInnen<br />

her. Dazu ist es notwendig, über Erwartungshaltungen von potentiellen<br />

LeserInnen zu spekulieren. Dies im Bewusstsein zu haben ist wichtig und<br />

wird gerade von „AnfängerInnen“ manchmal nicht bedacht. Schreibende<br />

kissling_korr.1.indd 106 14.09.2006 11:09:38 Uhr

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