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Otto Kruse<br />

Das Schreiben und die Universität:<br />

Was blockiert die Institutionalisierung<br />

schreibpädagogischer Projekte?<br />

Dieser Beitrag geht der Frage nach, warum sich deutschsprachige Hochschulen<br />

nur so langsam schreibpädagogischen Neuerungen gegenüber<br />

öffnen, und fragt nach den Quellen für den Widerstand dagegen.<br />

Nach einem einleitenden Exkurs über die Geschichte der europäischen<br />

Schreibdidaktik und dem Untergang der Rhetorik werden einige Unterschiede<br />

zwischen deutschsprachigen und amerikanischen Hochschulen<br />

angeführt. Weiter geht der Beitrag auf Arten von Widerständen ein,<br />

die innovativen Schreibprojekten entgegengebracht werden. Es werden<br />

Widerstände genannt, die in der Struktur des Hochschulsystems, in den<br />

Eigenschaften der akademischen Disziplinen und in Besonderheiten der<br />

Sprachsozialisation an den Hochschulen liegen. Den Abschluss des Beitrags<br />

bilden Schlussfolgerungen für die zukünftige Arbeit der Schreibpädagogik.<br />

1. Problemlage<br />

Die Pisa-Studie hat die Frage nach der Sprachkompetenz als zentralem<br />

Bildungsbestandteil – heute unter dem Begriff „Literacy“ behandelt – auf<br />

die Tagesordnung gesetzt. Die Diskussionen über die Konsequenzen, die<br />

aus dem schlechten Abschneiden der deutschsprachigen Schulen zu ziehen<br />

sind, sind jedoch über den Rahmen „Schule“ nicht hinausgekommen,<br />

obwohl unschwer zu entdecken ist, dass die Ausbildung von Sprachkompetenz<br />

lebenslanges Lernen erfordert und dass alle Bildungsinstitutionen<br />

die Aufgabe haben, ihre Mitglieder Lesen, Schreiben und Sprechen zu<br />

lehren, nicht nur die Schulen. So muss man den Hochschulen vorwerfen,<br />

sich zu wenig mit den Herausforderungen zu beschäftigen, die mit der<br />

Vermittlung von akademischer Sprachkompetenz verbunden sind. Zwar<br />

ließe sich an den Hochschulen unschwer ein Konsens darüber herstellen,<br />

dass Sprachkompetenz eine wichtige Voraussetzung für akademisches<br />

Lernen ist und dass sie durch akademisches Lernen gefördert werden<br />

muss, jedoch endet dieser Konsens immer dort, wo die Hochschulen<br />

aufgefordert sind, für deren Vermittlung selbst Verantwortung zu übernehmen.<br />

Die deutschsprachigen Hochschulen ziehen eine klare Grenze<br />

zur Schule hin und definieren akademische Lehre beinahe ausschließlich<br />

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