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D. Notizbuch / Ideenbuch<br />

Wenn Schreiben zu einer Form des Denkens werden soll, dann ist es hilfreich,<br />

immer ein Notizbuch mit sich zu tragen. Wer einmal im Schreibfluss<br />

ist, wird sein Gehirn nicht gemeinsam mit dem Computer ausschalten.<br />

Im Gegenteil, die besten Ideen kommen, wenn man gerade zur<br />

Straßenbahn läuft oder mit Freunden quatscht. Doch Ideen, manchmal<br />

sind es „nur“ – lange gesuchte – Formulierungen, eine bessere Überschrift<br />

oder ein neuer Aspekt des Themas, verfliegen schneller als sie<br />

kommen. Deshalb werden in amerikanischen Schreibkursen Notizbücher<br />

als ständige Begleiter empfohlen, um Ideen, Begriffe, Buchtitel,<br />

Gedanken aufzufangen und festzuhalten, wann und wo immer sie einem<br />

entgegenkommen. Solche Notizbücher sind eine reiche Quelle, aus der<br />

man später, am Computer sitzend, schöpfen kann. Außerdem fördern sie<br />

das Schreiben an unterschiedlichen Orten (im Kaffeehaus, in der Bibliothek<br />

etc.). Neue Kontexte bringen auch neue Gedanken hervor und lassen<br />

mitunter Probleme von einer anderen, leichter lösbaren Seite erscheinen.<br />

Mit der Hand schreibt es sich anders als am Computer, im Zug bei<br />

vorbeiziehender Landschaft kommen andere Sätze hervor als vor dem<br />

Bildschirm. Wichtig ist es, alle Möglichkeiten auszuschöpfen und die für<br />

einen selbst produktivsten Orte, Zeiten und Umstände des Schreibens<br />

kennen zu lernen.<br />

E. Feedback<br />

Schreiben ist eine einsame Angelegenheit. Und jeder Schreibende ist<br />

blind für die Schwachstellen seines eigenen Textes. So notwendig und<br />

motivierend konstruktives Feedback ist, so schwer ist es zu bekommen.<br />

Eine wichtige Funktion von Schreibworkshops ist es deshalb, unfertige<br />

Texte mit anderen zu besprechen. Doch sich gegenseitig Work-in-progress-Texte<br />

zu zeigen und vorzulesen, das ist eine heikle Sache. Es erfordert<br />

Mut und Vertrauen, aber auch Know-how, wie man mit Rohtexten<br />

und sich im Schreibprozess befindenden Menschen umgeht. So wurden<br />

in meinem New Yorker Schreibkurs Feedback-Regeln ausführlich<br />

besprochen und unterschiedliche Kritik-Methoden angeboten. In manchen<br />

Stadien der Textproduktion ist schon das Laut-Vorlesen des eigenen<br />

Textes, während andere „nur“ zuhören, fruchtbar – zu hören, wie der<br />

eigene Text klingt, zu spüren, wie stille Anwesende reagieren. Später erst<br />

wurden (bereits überarbeitete) Texte kommentiert und nach Kriterien<br />

systematisch reflektiert: Wie wirkt der Text? Welche Stellen kommen gut<br />

an und warum? Was ist unklar? Was fehlt? etc. Feedback heißt auch, das<br />

Positive zu benennen, die Leistung der Autorin/des Autors zu würdigen.<br />

Ziel ist es, Anstöße und Motivation zum Umschreiben zu geben (vgl.<br />

Elbow 1995: Im Anhang des Buches ist das frühere Beiheft Sharing and<br />

Responding abgedruckt).<br />

kissling_korr.1.indd 64 14.09.2006 11:09:25 Uhr

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