linguistische
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zusammen, was noch unklar bzw. offen geblieben ist. Eigene Interpretationen,<br />
Bewertungen oder Stellungnahmen sind in dieser Phase kontraproduktiv,<br />
da es um eine Klärung des Verständnisses der Gruppe geht.<br />
Die erzählende Person hört der Gruppe zu, ohne sich in das Gespräch<br />
einzumischen. Durch das aufmerksame Zuhören erhält die erzählende<br />
Person Rückmeldungen über die Kommunizierbarkeit ihrer verwendeten<br />
Begrifflichkeiten und bekommt einen „Spiegel“ über die eigenen<br />
Gedankengänge vorgehalten. Die Gruppe soll ausschließlich Fragen und<br />
Rückmeldungen an die erzählende Person richten und keine eigenen<br />
Erfahrungen der einzelnen Gruppenmitglieder einbringen. Genauso fehl<br />
am Platz wären Lösungsvorschläge, „Rezepte“ oder andere Ratschläge.<br />
Es geht vor allem darum, blinde Flecken der erzählenden Person für<br />
diese selbst durch Rückfragen aus der Gruppe sichtbar zu machen. Es soll<br />
alles vermieden werden, was sie in einen Rechtfertigungsdruck bringen<br />
könnte. („Warum hast du (noch) nicht …?“). Eine zusammenfassende,<br />
gebündelte Darstellung der Fragen der Gruppe an die erzählende Person<br />
bildet den Abschluss dieser Phase.<br />
In den nächsten sechs Minuten (dritter Schritt) antwortet die erzählende<br />
Person auf die Fragen, die Gruppe hört wiederum zu und macht gegebenenfalls<br />
Notizen.<br />
In einem vierten Schritt bespricht die Gruppe untereinander, ob die<br />
Fragen aus ihrer Sicht beantwortet wurden und gibt darüber Rückmeldung<br />
an die erzählende Person. Sofern noch Fragen offen geblieben<br />
sind, werden diese neuerlich zusammengetragen und an die erzählende<br />
Person gerichtet, um abzusichern, dass keine Unklarheiten in die nächsten<br />
Phasen des Analysegesprächs weitergetragen werden (ca. sechs<br />
Minuten).<br />
Die noch offenen Fragen werden in einem fünften Schritt durch die<br />
erzählende Person beantwortet (ca. sechs Minuten).<br />
In einem sechsten Schritt ordnen alle Beteiligten für sich ihre Gedanken<br />
zum Thema. Dieser Schritt erfolgt am besten schriftlich und ohne mündlichen<br />
Austausch untereinander (ca. zwei Minuten).<br />
Die erzählende Person beginnt im siebten Schritt kurz darzulegen, was<br />
das bisher Gehörte bei ihr auslöste und wie sie das eigene Untersuchungsanliegen<br />
nunmehr sieht.<br />
Im achten Schritt ist die Gruppe dazu aufgefordert, in konstruktiven<br />
Formulierungen Vorschläge zur Präzisierung, Eingrenzung und Konkretisierung<br />
des Untersuchungsanliegens zu formulieren (ca. zehn Minuten).<br />
Je konsequenter diese Anregungen in der Ich-Form statt als Anweisungen<br />
in der Du-Form formuliert werden, desto sachlicher, so unsere<br />
Erfahrung, kann die erzählende Person darauf reagieren. Die erzählende<br />
Person beschränkt sich in dieser Phase wiederum darauf, aufmerksam<br />
zuzuhören und die eigenen Reaktionen auf die Vorschläge der Gruppe<br />
wahrzunehmen. Eine unmittelbare Interaktion führt rasch zu einer Diskussion,<br />
die erfahrungsgemäß mehr Unklarheit als Klarheit bezüglich<br />
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