linguistische
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Adelheid Clementi/Andrea Hoyer-Neuhold/<br />
Barbara Schörner<br />
Worum geht es eigentlich?<br />
Das Analysegespräch als Methode<br />
zur Präzisierung von Problemstellungen<br />
wissenschaftlicher<br />
Schreibvorhaben<br />
Als Ausgangspunkt wissenschaftlicher Schreibvorhaben kommt der Formulierung<br />
einer Problemstellung zentrale Bedeutung zu. An ihr orientieren<br />
sich Aufbau, Inhalt und Methodik einer wissenschaftlichen Arbeit.<br />
Daher wird von Problemstellungen gefordert, dass sie präzise formuliert,<br />
durchführbar und relevant sind.<br />
Mit dem Phänomen, dass es Studierenden häufig schwer fällt, eine Fragestellung<br />
im oben angeführten Sinne präzise, erforschbar und relevant<br />
zu formulieren, werden Betreuende aller Studienrichtungen konfrontiert.<br />
Eine besonders originelle Art, Studierende zur Präzision aufzufordern,<br />
fand die Sozialpsychologin Marie Jahoda (1997, 136): „In der Zeit, in der<br />
Du auf einem Fuß stehen kannst, musst Du mir sagen, was Du wirklich<br />
wissen willst. Mich interessiert nicht, welche Theorien Du da vorbereitet<br />
hast, sondern: Was willst Du wirklich wissen?“ Neben der Herausforderung,<br />
präzise das eigene Interesse zu formulieren, sind Studierende in<br />
dieser ersten Phase auch noch mit anderen eigenen Unzulänglichkeiten<br />
konfrontiert.<br />
• Zunächst die Schwierigkeit, die prinzipielle Vielfalt an unterschiedlichen<br />
Aspekten zu einem Thema zu erkennen und in weiterer Folge die<br />
notwendigen Entscheidungen über Eingrenzungen und Präzisierungen<br />
eines Themas eigenverantwortlich zu treffen. Mitunter ist es ein<br />
etwas schwieriges Unterfangen, Studierende von der Notwendigkeit<br />
zur Auswahl und Begrenzung auf wenige Aspekte eines Themas zu<br />
überzeugen. Eine Dissertantin der Studienrichtung Psychologie wollte<br />
eine bestimmte Sekte religionspsychologisch unter anderem hinsichtlich<br />
Machtstrukturen, Ritualen, Symbolen, Beitrittsmotiven, Sprachgebrauchs,<br />
Internalisierungsprozessen und Wirklichkeitskonstruktionen<br />
analysieren. Letztendlich erfolgte die Eingrenzung der Thematik<br />
auf zwei der genannten Aspekte erst dann, als die Dissertantin die<br />
Undurchführbarkeit des ursprünglichen Vorhabens selbst erkannte.<br />
• Bei der Darstellung des wissenschaftlichen Schreibvorhabens wird<br />
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