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aufzuarbeiten sowie Texte in Form und Inhalt bewerten und allgemein auf unterschiedliche<br />

kommunikative Zwecke bezogen adäquat formulieren zu können. Warum stellen dann<br />

aber Studierende erstaunt fest, dass sie kaum an ihre Erfahrung und ihr Wissen aus der<br />

Schulzeit anknüpfen können? Sie scheinen eine völlig neue Situation vorzufinden“ (Beste<br />

2003: 278f). Der Beitrag von Hanspeter Ortner im vorliegenden Sammelband liefert zwar<br />

keine Erklärung dafür, warum für SchülerInnen „eine völlig neue Situation“ besteht, aber<br />

er erklärt, was die alte Situation von der neuen unterscheidet, nämlich die Differenz zwischen<br />

dem von ihm so bezeichneten „schulischen Spontanschreiben“ und einem universitären<br />

„elaborierten Schreiben“, für die er zahlreiche Merkmale kontrastiert. Peter Sieber<br />

wiederum erläutert den Unterschied zwischen schulischen und universitären Schreibanforderungen<br />

in seiner sprachwissenschaftlichen Untersuchung eines Textmusters, das er<br />

als „Parlando“ bezeichnet. Dieses habe sich, so Sieber, im Zuge eines soziokommunikativen<br />

Sprachwandels herausgebildet und wird von ihm im Zusammenhang von Individualisierungstendenzen<br />

erklärt. Eine Reihe von „Parlando“-Merkmalen lägen quer zur<br />

traditionellen und mehr noch zur akademischen Schreibweise, so z.B. das partielle Fehlen<br />

von Korrektheits- und Angemessenheitsansprüchen, die in traditionellen Texten „die spezifischen<br />

Reduktionen der schriftlichen Sprachverwendung“ ausgleichen (Sieber 1998: 51).<br />

„Parlando“ setze ein hohes Maß an „Vorverständigtsein“ voraus, was „die Notwendigkeit,<br />

sprachlich alles möglichst präzis zu entfalten“, vermindere (ebd.: 258). „Parlando“ sei eher<br />

subjektiv, assoziativ und an Mündlichkeit orientiert (vgl. ebd.: 50 u. 257).<br />

Literatur<br />

Adorno, Theodor W.: Tabus über dem Lehrberuf [1965]. Aus: Ders.:<br />

Gesammelte Schriften. Hg. v. Rolf Tiedemann, Bd. 10.2: Kulturkritik<br />

und Gesellschaft II. – Darmstadt: WBG, 1998, S. 656–673.<br />

Beste, Gisela: Schreibaufgaben im Deutschunterricht der Oberstufe – Vorbereitung<br />

auf die Hochschule? Aus: Ehlich, Konrad / Steets, Angelika<br />

(Hg.), 2003, op.cit., S. 272–285.<br />

Chladenius, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft<br />

[EA1752]. – Wien: Böhlau, 1985 (= Klassische Studien zur sozialwissenschaftlichen<br />

Theorie, Weltanschauungslehre und Wissenschaftsforschung,<br />

Bd. 3, hg. v. Karl Acham).<br />

Dittmann, Jürgen u.a.: Schreibprobleme im Studium – Eine empirische<br />

Untersuchung. Aus: Ehlich, Konrad / Steets, Angelika (Hg.), 2003,<br />

op.cit., S. 155–185.<br />

Eder, Ferdinand: Kindheit – Jugend – Schule: Veränderte soziale Bezüge,<br />

neue Aufgaben der Schule? Aus: Altrichter, Herbert / Schley, Wilfried /<br />

Schratz, Michael (Hg.): Handbuch Schulentwicklung. – Innsbruck:<br />

Studienverlag, 1998, S. 357–394.<br />

Ehlich, Konrad / Steets, Angelika: Wissenschaftlich schreiben – lehren<br />

und lernen. – Berlin: de Gruyter, 2003.<br />

Geschichte Schreiben. Themenheft der Zeitschrift “Zeitraum”, NF Jg. 3<br />

(1996), H. 3.<br />

Holzinger, Hubert: Aus dem Schreibtempel Universität. Vom Studenten<br />

zum Hausarbeiter. Aus: Mende, Julius / Saurer, Edith (Hg.): Über das<br />

Schreiben. – Wien: Verlag f. Gesellschaftskritik, 1995, S. 83–91.<br />

Jahresbericht des BG/BRG Leibnitz 1998/99. Leibnitz: Eigenverlag, 1999.<br />

Jakobs, Eva-Maria / Lehnen, Katrin / Schindler, Kirsten (Hg.): Schreiben<br />

am Arbeitsplatz. – Wiesbaden: VS, 2005.<br />

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