linguistische
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gäben, könnte die Anleitung und Betreuung von schriftlichen Arbeiten<br />
im Studium ein Fokus aktiven und dialogischen Lernens werden. 3 Hier<br />
liegt ein Schatz verborgen, der nur gehoben werden muss. Das Heben<br />
von Schätzen jedoch ist ein schwieriges Unterfangen, wie jeder weiß,<br />
der jemals eine Abenteuergeschichte las. Warum, so stellt sich die Frage,<br />
herrscht an deutschen Hochschulen so wenig Abenteurergeist?<br />
3. Warum ist es so schwierig, Lehrende an deutschen<br />
Hochschulen dafür zu gewinnen, Studierenden ihre<br />
Erfahrungen mit dem Schreiben weiterzugeben?<br />
Eine Hypothese<br />
Bei der Arbeit mit Schreibenden im Hochschulkontext und in der Zusammenarbeit<br />
mit KollegInnen in Schreibprojekten an anderen Universitäten<br />
haben wir viel darüber gelernt, wie das wissenschaftliche Schreiben intensiviert,<br />
erleichtert, verbessert und zum Lernen genutzt werden kann. Wir<br />
haben dabei auch sehr viel über Traditionen, Mentalitäten und Strukturen<br />
gelernt, die unser Anliegen behindern, dieses auf den ersten Blick doch<br />
wertvolle Praxiswissen zum Unterrichtsinhalt von immer mehr Lehrenden<br />
zu machen. Trotz neun Jahren Schreiblabor an der Universität Bielefeld<br />
halten sich z.B. zwei Vorstellungen bei DozentInnen ausgesprochen hartnäckig:<br />
Erstens, dass man Schreiben doch in der Schule gelernt haben müsse,<br />
und zweitens, dass eine Beratung wissenschaftlicher Schreibprozesse jenseits<br />
des jeweiligen fachwissenschaftlichen Kontextes unmöglich sei.<br />
Auf Nachfrage mutiert das erste Argument zumeist sehr schnell in<br />
einen beschwörenden Konjunktiv: Wenigstens Schreiben müsste man doch<br />
in der Schule gelernt haben … und so geht er mitunter weiter – der häufig<br />
geführte Dialog über die Existenzberechtigung des Schreiblabors:<br />
Schreiblabor: „Natürlich lernt man in der Schule schreiben, aber das<br />
Schreiben eines Deutschaufsatzes hat noch wenig mit dem Formulieren<br />
einer wissenschaftlichen Argumentation zu tun.“<br />
Hartnäckiger Wissenschaftler: „Aber die lernen ja heute nicht einmal<br />
mehr, orthographisch richtig zu schreiben. Wenn Sie sehen würden, wie<br />
viele Fehler die allein in einer Klausur machen. Ich streiche sie schon gar<br />
nicht mehr an. Und jetzt noch diese Rechtschreibreform …“<br />
Schreiblabor: „Aber darum geht es uns im Schreiblabor gar nicht. Wir versuchen,<br />
den Studierenden zu vermitteln, welche Denk- und Arbeitsschritte<br />
typischerweise beim Schreiben eines wissenschaftlichen Textes gemacht<br />
werden müssen und wie man sie am besten bewältigen kann …“<br />
Hartnäckiger Wissenschaftler: „Das ist sicherlich lobenswert, aber wie wollen<br />
Sie das tun, ohne irgendeine Ahnung von dem Fach zu haben. Sie können<br />
doch nicht einem Psychologiestudenten auf die Sprünge helfen, wenn Sie selber<br />
keine Ahnung von der Wissenschaftsdisziplin Psychologie haben …“<br />
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