linguistische
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Ausschnitte aus den Schreibbiografien zweier Studentinnen<br />
Während der ersten Besprechungstreffen zur Erstellung dieses Textes ist<br />
uns aufgefallen, dass wir beide unterschiedlich an das Studium herangegangen<br />
waren, dennoch aber sehr ähnliche Schreibprobleme im Studium<br />
hatten. So verfügen wir beide aus den ersten vier Semestern unseres<br />
Studiums nur über sehr wenig Schreiberfahrung, weil uns damals<br />
nicht bewusst war, dass man das Schreiben im Studium lernen müsste<br />
und es Schwierigkeiten bereiten könnte. Daher können wir hinsichtlich<br />
der ersten Semester nur darüber nachdenken, was nicht stattgefunden<br />
hat.<br />
1. Zu Elisabeths Studienbeginn<br />
Als Studienanfängerin meinte ich, Elisabeth, der große Unterschied<br />
zwischen Schule und Universität bestünde darin, dass ich mich nun für<br />
ein spezielles Interessensgebiet – die Pädagogik – entschieden hätte,<br />
in dem ich eine besonders große Wissensmenge anhäufen müsste. Es<br />
könnte schwierig werden, so dachte ich, den Stoff zu verstehen, aber<br />
das wäre dann eben meine Aufgabe als Studentin: die Endprodukte der<br />
gedanklichen Arbeit anderer nachzuvollziehen und bei Prüfungen zu<br />
beweisen, dass mir das gelungen ist.<br />
Dementsprechend versuchte ich – interessiert, ehrgeizig und motiviert<br />
–, möglichst viele Lehrveranstaltungen zu besuchen. Als Bestätigung<br />
dafür, im Studium auf dem richtigen Weg zu sein, dienten mir<br />
die gesammelten Zeugnisse – ein Ausdruck des Wissens in Wochenstunden.<br />
Dass dieses Wissen in geschriebener Form existierte, erschien<br />
mir so selbstverständlich – wie sollte es auch anders existieren? –, dass<br />
ich nie hinterfragte, wie der Prozess des Schreibens bei den Personen,<br />
deren Theorien ich lernte, denn vor sich ginge. Es war sehr selten nötig,<br />
wissenschaftliche Bücher oder Zeitschriften zu lesen und sich dadurch<br />
gleichsam mit Modellen wissenschaftlichen Schreibens auseinander zu<br />
setzen. Meist reichte es für das Bestehen einer Prüfung, in der Lehrveranstaltung<br />
mitzuschreiben und die Mitschriften dann zu lernen.<br />
Für mein „Studium des Scheinesammelns“ musste ich kaum schreiben,<br />
ich brauchte das Schreiben nicht aktiv zu vermeiden. Es war völlig<br />
ausreichend, sich ab und zu Notizen zu machen und manchmal einen<br />
Artikel zum besseren Lernen zusammenzufassen. In den Lehrveranstaltungen,<br />
die ich im ersten Studienabschnitt besuchte, wurde über<br />
das Schreiben nur als etwas gesprochen, das in der Zukunft, vor allem<br />
für das Schreiben der Diplomarbeit, wichtig sein würde. Wenn vom<br />
Schreiben die Rede war, dann in so selbstverständlicher Weise, dass ich<br />
gar nicht auf die Idee kam, man könnte damit Schwierigkeiten haben.<br />
Das war so, bevor ich es selbst ausprobierte.<br />
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