linguistische
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Gero Fischer<br />
Schreiben in der Endphase –<br />
zur äußeren Form von Texten<br />
In den folgenden Bemerkungen fasse ich einige Beobachtungen und<br />
Erfahrungen aus der Tätigkeit als Betreuer von Dissertationen, Diplom-<br />
und Seminararbeiten und als Berater in EDV-Angelegenheiten zusammen<br />
sowie Erfahrungen aus einer einschlägigen Lehrveranstaltungs-<br />
Reihe (Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens, der Präsentation mit<br />
Hilfe der Neuen Medien).<br />
Textproduktion im Sog der technologischen Innovation<br />
Noch in den 20er Jahren war es durchaus üblich, Dissertationen handschriftlich<br />
einzureichen; alsbald wurden Abschlussarbeiten in Schreibmaschinenschrift<br />
der Standard, heute sind PC-endgefertigte Arbeiten die<br />
Norm. Mit dem Wandel der technischen Möglichkeiten hat sich auch der<br />
Produktionsprozess von Texten geändert – mit nicht unerheblichen Auswirkungen<br />
für die Autoren und Autorinnen. Früher waren das Verfassen<br />
von Texten und die Herstellung der Reinschrift (oder der Druckvorlage,<br />
des Satzes) zwei voneinander getrennte Prozeduren, die auch von verschiedenen<br />
Professionen erledigt wurden. Autoren konzentrierten sich<br />
auf die inhaltliche Seite ihrer Texte und gaben sie dann weiter: an jemanden,<br />
der die Reinschrift besorgte (dies war häufig so bei Abschlussarbeiten),<br />
oder an einen Verlag, der mit seinem professionellen Personal (Lektoren,<br />
Setzer, Layouter, Graphiker etc.) Vorbereitung und Durchführung<br />
des Druckes organisierte und erledigte. Mit Ausnahme des Druckes ist<br />
das z.T. heute noch so, aber viele wissenschaftliche Verlage sehen sich aus<br />
ökonomischen Gründen gezwungen, einzusparen, konzentrieren sich auf<br />
die letzte Phase in der Textproduktionskette und verlangen fertige Druckvorlagen<br />
(oft in elektronischer Form, mit mehr oder weniger genauen<br />
Formatangaben etc.). Reichte also früher die Abgabe eines Manuskripts<br />
(handschriftlich oder maschinenschriftlich, Letzteres oft noch mit handschriftlichen<br />
Vermerken), so muss sich der Autor immer stärker auch um<br />
das äußere Erscheinungsbild seines Textes kümmern. D.h., es werden<br />
ihm jene handwerklichen Fertigkeiten abverlangt (Lektorat, Satz), die die<br />
Verlage eingespart haben. Aus ökonomischen Gründen sind die meisten<br />
Autoren aber nicht in der Lage, diese Arbeiten an Professionisten zu<br />
delegieren, sondern müssen die Herstellung der Druckvorlage selbst in<br />
die Hand nehmen. Zwar werden die wenigsten Abschlussarbeiten auch<br />
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