linguistische
linguistische
linguistische
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
36<br />
dienabbrüchen beiträgt. Dem Schreiben-Lehren und -Lernen wird bisher zu<br />
wenig institutionelle Aufmerksamkeit zuteil. Zu Beginn lag der Schwerpunkt<br />
der Schreiblabor-Arbeit auf der individuellen Beratung von Studierenden<br />
mit Schwierigkeiten beim wissenschaftlichen Schreiben. Auf der Grundlage<br />
der Erfahrungen und Erkenntnisse, die im Rahmen der Beratung gesammelt<br />
werden konnten, wurden Materialien und Unterrichtskonzepte für<br />
Gruppenveranstaltungen mit eher präventiver Funktion entwickelt: In den<br />
Schreibworkshops, die das Schreiblabor seitdem anbietet, können Studierende<br />
unterschiedlicher Studienphasen und Studiengänge Vorgehensweisen<br />
kennen lernen und ausprobieren, die für das Verfassen von Studienarbeiten<br />
hilfreich sind. Seit dem Jahr 1998 konzentrieren wir uns zunehmend darauf,<br />
mit interessierten Lehrenden aus den dreizehn Fakultäten der Universität<br />
Bielefeld zusammenzuarbeiten. In einer ersten Phase der Kooperation mit<br />
Lehrenden versuchten wir zu erfassen, auf welche Weise die verschiedenen<br />
Fakultäten bisher Schreibfähigkeiten vermittelt haben. Gespräche und eine<br />
Sammlung der in den Fakultäten verwendeten Handouts und Arbeitspapiere<br />
zum Schreiben ergaben, dass die meisten Lehrenden das Schreiben,<br />
wenn überhaupt, von der Produktgestalt her thematisieren. Über die<br />
Arbeitsprozesse und Prozeduren, die Schreibende bei der Erstellung einer<br />
wissenschaftlichen Arbeit bewältigen müssen, über Haltungen, die sie dabei<br />
einnehmen, und über die Rolle, die das Schreiben in der wissenschaftlichen<br />
Kommunikation spielt, wird in der Regel nicht gesprochen. Wie die „Writing<br />
Centers“ an amerikanischen Hochschulen bietet das Schreiblabor Studierenden<br />
und Lehrenden deshalb einen Rahmen, über das Schreiben ins Gespräch<br />
zu kommen. Es stellt Methoden und Materialien bereit, die Lehrende nutzen<br />
können, um das Schreiben in ihren Veranstaltungen zu thematisieren und<br />
bei der Betreuung von Studienarbeiten nicht nur fachliche Inhalte, sondern<br />
auch prozessuale und kognitive Erfordernisse zu berücksichtigen, die bei<br />
der Verarbeitung fachlicher Inhalte eine Rolle spielen. Studierende, die zu<br />
bewussten und routinierten SchreiberInnen werden möchten, können Beratung<br />
und Trainings des Schreiblabors in Anspruch nehmen.<br />
Finanziert wurde das Schreiblabor zunächst aus dem Programm Qualität<br />
der Lehre des Landes Nordrhein-Westfalen. 1995 wurde es als Leuchtturmprojekt<br />
in ein Aktionsprogramm aufgenommen, das für innovative<br />
Reformprojekte mit überregionaler Bedeutung zeitlich begrenzte Fördermittel<br />
bereitstellte. Seit Auslaufen dieser Förderung (1997) gewährleisten<br />
das Rektorat und die Fakultäten der Universität Bielefeld das Weiterbestehen<br />
des Schreiblabors gemeinsam durch eine Umlagefinanzierung.<br />
2. Erkenntnisse über das Schreiben als Medium erfahrungs-<br />
und handlungsorientierten Lernens und Lehrens<br />
Anlass zur Gründung des Schreiblabors war die Beobachtung, dass es<br />
Studierende gibt, die Probleme beim Schreiben ihrer Studienarbeiten<br />
haben. Darüber, was hinter diesen Problemen steckt, gab es zu Beginn<br />
kissling_korr.1.indd 36 14.09.2006 11:09:16 Uhr