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häufig nicht klar zwischen These, Fragestellung, Zielsetzung und fachspezifischer<br />

Relevanz der zu behandelnden Thematik unterschieden.<br />

Wir vermuten, dass Studierende während des Studiums zu wenig<br />

damit konfrontiert werden, sich dieses wissenschaftliche Know-how<br />

anzueignen. Klare Arbeitshypothesen aus einer Fragestellung abzuleiten,<br />

damit müssen sich Studierende meist erstmals im Rahmen<br />

der Abschlussarbeit auseinandersetzen. Dementsprechend bereitet<br />

es ihnen Schwierigkeiten, ihr subjektives Vorverständnis und vermeintliche<br />

Selbstverständlichkeiten als solche zu erkennen, um sie<br />

nicht unreflektiert in die Definition und Bearbeitung der Thematik<br />

einfließen zu lassen. Eine Studierende etwa, die zum Thema Heilende<br />

Kommunikation in nicht-therapeutischen Situationen eine Diplomarbeit<br />

schreiben will, erklärt in der Problemdarstellung die zugrunde<br />

liegenden theoretischen Modelle therapeutischer Kommunikation<br />

(Rogers, Watzlawick). Ihre Grundannahme, dass vertrauensvolle,<br />

freundschaftliche Beziehungen in Problemsituationen therapeutische<br />

Interventionen ersetzen können, setzt sie jedoch unhinterfragt voraus,<br />

statt sie als Arbeitshypothese auszuformulieren.<br />

• Aufforderungen, den fachspezifischen Bezug des gewählten Vorhabens<br />

argumentativ aufzuzeigen, stellen für Studierende oft ein glattes Parkett<br />

dar. Sie sind es nicht gewohnt, sich bewusst der fachspezifischen<br />

Perspektive auf eine Thematik zu bedienen und daraus Bedeutung und<br />

Zielsetzung logisch abzuleiten. Auf die Frage, inwiefern das gewählte<br />

Thema in der Studienrichtung Publizistik und Kommunikationswissenschaften<br />

relevant sei, meinte eine Diplomandin beispielsweise,<br />

dass ein Professor in der Vorlesung darüber gesprochen habe, dass das<br />

Thema interdisziplinär sei und deshalb nicht eindeutig zuordenbar.<br />

Mit der Berufung auf eine fachliche Autorität hat sich die Diplomandin<br />

damit einer fachlich-argumentativen Legitimation ihres Themas<br />

entzogen.<br />

• Mitunter mangelt es auch an der Kompetenz, die fachliche Relevanz<br />

des geplanten Schreibvorhabens realistisch einzuschätzen. Studierende<br />

neigen dazu, ihr Thema zu überschätzen bzw. zu unterschätzen (Bortz/<br />

Döring 1995, 40). So hat beispielsweise eine Studierende der Ergotherapie<br />

im Rahmen ihrer Abschlussarbeit einen Therapiewagen für die<br />

ergotherapeutische Arbeit mit bettlägerigen PatientInnen entwickelt<br />

und hat damit im Grunde das Arbeitsfeld der Ergotherapie wesentlich<br />

erweitert. Diese Tragweite ihrer Arbeit erkannte die Studentin jedoch<br />

nicht und konnte sie auch nicht zum Ausdruck bringen.<br />

• Studierenden fehlt meist die Einsicht, dass ein Thema erst dann<br />

bearbeitbar ist, wenn die wesentlichen Begriffe, die das Vorhaben<br />

charakterisieren, klar, eindeutig und unmissverständlich formuliert<br />

werden können. Bortz/Döring sprechen in diesem Zusammenhang<br />

von der Kommunikationsfähigkeit der Begriffe: „Nach der Regel: Ein<br />

Gesprächspartner, der meint, mich verstanden zu haben, muss in der<br />

Lage sein, einem Dritten zu erklären, was ich mit meinem Begriff<br />

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