linguistische
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Katharina Pewny/Regina Trotz<br />
Betreuungsverhältnisse als<br />
Förderung und Forderung der<br />
Wissenschaftlichkeit von Frauen<br />
Dieser Beitrag baut auf der mittlerweile fünfjährigen Erfahrung als Coachs<br />
für Diplomandinnen- und Dissertantinnen-Gruppen an der Universität<br />
Wien sowie auf Erfahrungen als Universitätslehrende auf. Eigene Hintergründe<br />
der feministisch-kollektiven Selbstorganisation als Diplomandinnen,<br />
als Dissertantin und Habilitandin bilden eine wesentliche Quelle für<br />
die Motivation zu den und für die Gestaltung der Coachings. 1<br />
Zentrale Themen des Coachings sind (geschlechterspezifische) Erfahrungs-,<br />
Einstellungs- und Motivationshintergründe sowie die Umgebungsfaktoren,<br />
die bei Diplomandinnen und Dissertantinnen eine<br />
wissenschaftliche Schreibproduktivität ermöglichen, fördern oder beeinträchtigen.<br />
Die Kenntnis und Reflexion derselben erweist sich als wesentlich<br />
für Studentinnen, um ihre bereits vorhandenen Fähigkeiten und Strategien<br />
austauschen und gezielter zur Erreichung des Studienabschlusses<br />
einsetzen zu können. Dies betrifft Techniken des wissenschaftlichen<br />
Arbeitens, theoretische Interessen, Lebenskonzepte und Identitätsbildungsprozesse.<br />
Die Entdeckung der Ähnlichkeit untereinander wird oft<br />
als Entlastung und die Entdeckung der Differenz untereinander als Bestätigung<br />
wahrgenommen. Damit wird einer Forderung aus der 4. Österreichischen<br />
Wissenschafterinnentagung nach Diplomandinnen- und<br />
Dissertantinnen-Gruppen nachgekommen (Koordinationsstelle 1997,<br />
69). Ein intendierter Effekt der Gruppencoachings ist die Initiierung von<br />
Netzwerken junger Wissenschafterinnen („peer-mentoring“), die sie aus<br />
fachlichen und karrierespezifischen Gründen gut brauchen können (Rieser<br />
2000, 40f).<br />
Studentinnen und weibliche Lehrende stehen nach wie vor in dem<br />
Spannungsfeld, als Frauen in der symbolischen Ordnung der Wissenschaften<br />
und Universitäten nicht dem traditionell gestützten (männlichen)<br />
Geschlecht anzugehören und gleichzeitig höchst kompetent,<br />
motiviert und ehrgeizig zu arbeiten bzw. arbeiten zu wollen. In den nunmehr<br />
auch angebotenen Fortbildungen für Lehrende, deren Notwendigkeit<br />
gerade für weibliche Lehrende (die die Fortbildungen dementsprechend<br />
häufiger besuchen) bereits 1999 konstatiert wurde (BMWV 1999,<br />
36f), zeigt sich die Kenntnis all dieser Hintergründe als wesentlich, um<br />
sie als Einflussvariable mit einbeziehen zu können. Lehrende werden sensibilisiert<br />
zu unterscheiden, wo sie als VermittlerInnen von Fachwissen<br />
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