linguistische
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12 Abgesehen von Gerechtigkeit: Ist es sinnvoll, dass in vielen Studienrichtungen gerade<br />
UniversitätsprofessorInnen der Lehre in der Studieneingangsphase fernbleiben, jedenfalls<br />
wenn es sich nicht um „die Großvorlesung“ handelt, sondern, wie z.B. in den Geistes-<br />
und Sozialwissenschaften, um die Etablierung von Grundformen wissenschaftlichen<br />
Arbeitens und damit um einen für Studierende weitgehend neuen Modus der Weltaneignung?<br />
Erfolgreiches Lehren und Lernen in diesem Bereich ist für das Selbstverständnis<br />
Studierender und für ihren weiteren Studienfortgang von großer Bedeutung.<br />
(Und mehr als manches spätere Seminar es tut, schrammt die Auseinandersetzung mit<br />
Grundfragen wissenschaftlichen Arbeitens an wissenschaftstheoretischen Fragen entlang.)<br />
– Dass Studierende die Stellung, die LehrveranstaltungsleiterInnen in der Hierarchie<br />
der Hochschullehrenden einnehmen, mitunter auf den Rang der von diesen<br />
vertretenen Lehrveranstaltungen und Themen übertragen, zeigt in diesem Band der<br />
Beitrag von Elisabeth Waltner und Safia Elsayed an einem Thema, dessen Bearbeitung<br />
die Lehrveranstaltungsleiterin an ihre Tutorin abgetreten hat. Und das war just die Frage<br />
Wie schreibe ich eine Seminararbeit?<br />
13 Adornos Aufsatz Tabus über dem Lehrberuf, von ihm „lediglich [als] eine Problemstellung“<br />
bezeichnet, macht sensibel gegenüber der Einrichtung eines Staff für Forschung<br />
und eines davon getrennten Staff für Lehre: „Das Problem der immanenten Unwahrheit<br />
der Pädagogik ist wohl, dass die Sache, die man betreibt, auf die Rezipierenden zugeschnitten<br />
wird, keine rein sachliche Arbeit um der Sache willen ist. Diese wird vielmehr<br />
pädagogisiert. Dadurch allein schon dürften die Kinder unbewusst sich betrogen fühlen.<br />
Nicht bloß geben die Lehrer rezeptiv etwas bereits Etabliertes wieder, sondern ihre<br />
Mittlerfunktion als solche, wie alle Zirkulationstätigkeiten vorweg gesellschaftlich ein<br />
wenig suspekt, zieht etwas von allgemeiner Abneigung auf sich.“ (Adorno 1998: 661f)<br />
14 Mit zwei Workshops an der Universität Klagenfurt (2004 und 2006) sind SprachwissenschafterInnen<br />
vorangegangen. Aus den Sprachwissenschaften kommen z.B. auch<br />
Hanspeter Ortners Denken und Schreiben (2002) und der Band von Helmut Gruber<br />
u.a., Genre, Habitus und wissenschaftliches Schreiben (2006). Als Diskussionsplattform<br />
für viele Disziplinen könnte sich die Österreichische Gesellschaft für Hochschuldidaktik<br />
(ÖGHD) und ihre nun vierteljährlich erscheinende Online-Zeitschrift eignen. Vom<br />
fachlichen Anspruch her wäre auch an wissenschaftstheoretisch orientierte Einrichtungen<br />
als multidisziplinäre Diskussionsorte zu denken. Über europäische Gesellschaften<br />
für Schreibforschung und Schreiblehre vgl. im Beitrag von Otto Kruse die Anm. 1.<br />
15 Für das Genre des Erfahrungsberichtes sei Hubert Holzingers Text über das Schreiben<br />
seiner wissenschaftlichen Abschlussarbeit genannt (1985); für die Analyse von Hochschullehre<br />
und -lernen sei der auf den Beziehungsaspekt fokussierte Sammelband von<br />
Schratz/Steixner über die Betreuung wissenschaftlicher Abschlussarbeiten angeführt<br />
(1992); für die Dokumentation von in Lehrveranstaltungen entstandenen Studierendentexten<br />
sei auf das Themenheft Geschichte schreiben hingewiesen (1996).<br />
16 Eine solche Veranstaltung der Personalentwicklung der Universität Wien, die 2002<br />
von Gudrun Perko im Rahmen eines Coaching-Projektes durchgeführt wurde (gefördert<br />
vom BMBWK und dem Europäischen Sozialfonds; Trägerschaft: Projektzentrum<br />
Frauenförderung der Universität Wien), gab den Anstoß für die Herausgabe dieses<br />
Sammelbandes.<br />
17 Gefragt sei, ob Schreiberfahrungen, die Hochschullehrende in ihrer Studienzeit gemacht<br />
haben, die Problemwahrnehmung des Schreibenlehrens und -lernens heute beeinflussen.<br />
Dazu siehe die Bemerkungen im 4. Abschnitt des Beitrags von Otto Kruse und im<br />
3. Abschnitt des Beitrags von Stefanie Haacke und Andrea Frank.<br />
18 Die Threads über das Schreiben von Seminar- und Diplomarbeiten sind ein interessanter,<br />
bislang vernachlässigter Untersuchungsgegenstand.<br />
19 Das Frauenreferat der Fakultätsvertretungen Geisteswissenschaft und Grund- und Integrativwissenschaft<br />
(später Human- und Sozialwissenschaft) der ÖH an der Universität<br />
Wien bietet seit 1998 Diplomarbeitscoaching und seit 1999 Kurse für wissenschaftliches<br />
Schreiben an, beides mehrmals im Semester.<br />
20 „Zu erwarten wäre, dass Schülerinnen und Schüler am Ende ihrer Schulzeit über Fähigkeiten<br />
verfügten, ein genaues Textverständnis […] lesend und schreibend zu entwickeln,<br />
Wissensbestände, die für das Verstehen von Texten relevant sind, lesend und schreibend<br />
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