linguistische
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verzweifeln viele der Diplomandinnen/Dissertantinnen, die sich für die<br />
Arbeit an der Diplomarbeit oder Dissertation geeignete Zeiten, Orte und<br />
Arbeitsweisen erst schaffen müssen. Lehrende können den notwendigen<br />
Prozess individueller Selbstorganisation unterstützen, indem sie eine<br />
(zeitlich) strukturierte Arbeitsweise zur Verfügung stellen, an der sich die<br />
Diplomandinnen bzw. Dissertantinnen orientieren können. Das bedeutet<br />
klare zeitliche Absprachen in Bezug auf die eigene Verfügbarkeit, auf die<br />
Fixierung eines Themas sowie die Abgabe des Konzeptes und/oder einzelner<br />
Kapitel zu treffen. Gerade weil die Bedingungen von BetreuerIn<br />
zu BetreuerIn so verschieden sind, ist es umso wichtiger, das Angebot<br />
der Betreuung möglichst klar darlegen zu können: Welche Informationen<br />
und welche Unterstützung genau kann ich anbieten, wie viele Gespräche<br />
kann ich wann und wie zur Verfügung stellen? Aber genauso: Wo sind die<br />
Grenzen meiner Möglichkeiten, und was kann nicht angeboten werden,<br />
auch wenn es vielleicht erwünscht ist und sinnvoll erscheint? Welche herrschenden<br />
Beschränkungen müssen von beiden Seiten anerkannt werden,<br />
auch wenn BetreuerInnen engagiert sind und mehr bieten wollen als sie<br />
bieten können?<br />
Zur Strukturierung gehört auch das eigene Funktionsverständnis der<br />
Lehrenden. Sie werden in den meisten Betreuungsprozessen leitend/<br />
anleitend, verhandelnd und beratend tätig sein. Es ist empfehlenswert,<br />
die unterschiedlichen Funktionen bewusst einzusetzen. Ein bewusster<br />
Funktionswechsel hilft, zwischen der Kontrolle der vereinbarten Ziele<br />
und der Beratung zu Inhalt, Methode oder Quellen wechseln zu können.<br />
Informationsweitergabe und Wissensvermittlung<br />
Die dritte Säule, die der Informationsweitergabe und Wissensvermittlung,<br />
beruht auf den beiden erstgenannten. Ohne die Rahmenbedingungen<br />
von Beziehung/Kontakt und Struktur kann der eigentliche Informations-<br />
und Wissenstransfer nicht stattfinden. Auch hierbei ist es erforderlich,<br />
dass BetreuerInnen für sich klären, wie sie ihre Verantwortung bei der<br />
Wissensvermittlung sehen und in welcher strukturellen Situation sie sich<br />
selbst befinden. Oft betreuen, wie oben erwähnt, einzelne Lehrende sehr<br />
viele Absolventinnen mit unterschiedlichsten Themenstellungen, die an<br />
die Grenzen ihrer eigenen fachlichen Kompetenzen gehen können. Oft<br />
findet Betreuung unbezahlt als „Schattenarbeit“ durch AssistenInnen<br />
oder Freie LektorInnen statt, sei es schlicht aus Mangel an Habilitierten<br />
an einem Institut oder aus Mangel an fachlich spezialisierten Habilitierten.<br />
Erfahrungsgemäß ist jedoch allen BetreuerInnen damit gedient,<br />
zu klären, bevor sie in ein Betreuungsverhältnis einwilligen, wie sie die<br />
inhaltliche Arbeit der Studentinnen sehen: als Spiegel, Bestätigung und/<br />
oder Erweiterung des eigenen Wissens? Aus dieser Sichtweise wird sich<br />
das eigene Funktionsverständnis in Bezug auf die Wissensvermittlung<br />
und Informationsweitergabe ableiten lassen.<br />
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