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Aufgaben in Forschung, Lehre und Dienstleistung (vgl. Universitätssatzung,<br />

S. 6), aber noch keine eigenen Ressourcen.<br />

Zu einem interessanten Ergebnis über Schreibenlehren an österreichischen<br />

Universitäten kommt man, wenn man in Vorlesungsverzeichnissen<br />

nach Lehrveranstaltungen sucht, die das Verfassen von Texten<br />

bereits in ihrem Titel ankündigen: Wissenschaftliches Schreiben ist an<br />

österreichischen Universitäten als ein explizit (!) ausgewiesener Lernbereich<br />

nur sehr sporadisch vertreten ist. Das verwundert, weil damit ein<br />

Kernbereich der Erkenntnisproduktion aller Wissenschaften (bei jeweils<br />

aufgabenspezifischer und fachkultureller Differenzierung) in Lehrveranstaltungstiteln<br />

nicht sichtbar wird.<br />

Dass man in Vorlesungsverzeichnissen kaum fündig wird, kann zwar<br />

als Hinweis darauf verstanden werden, dass in den allermeisten Lehrveranstaltungen<br />

das Verfassen eines Wissenschaftstextes kein vorrangiges<br />

Ziel ist; es heißt aber nicht, dass Schreiben dort kein Thema wäre. Mit<br />

den Nöten ihrer Studierenden konfrontiert und nicht selten selbst gequält<br />

beim Lesen von Seminar- und Diplomarbeiten, versuchen zunehmend<br />

mehr Hochschullehrende, wissenschaftliches Schreiben als ein implizites<br />

Thema ihrer seminaristischen (Fach-) Lehrveranstaltungen zu bearbeiten<br />

und in unterschiedlichem Ausmaß sowie mit unterschiedlichen Strategien<br />

mit Übungen zu verbinden. Nicht selten droht dabei das Schreiben<br />

und die Auseinandersetzung damit vom fachlichen Pensum erdrückt zu<br />

werden. Das ist angesichts der fachwissenschaftlichen Ziele verständlich,<br />

die zu realisieren sich Hochschullehrende in Seminaren vornehmen.<br />

Hinzu kommt, dass sie in der Vermittlung dieses Wissens beträchtliche<br />

Übung haben, während die Einbeziehung der Schreiblehre zusätzlichen<br />

organisatorischen Aufwand mit sich bringt. 17 Gleichzeitig mutet die Vorstellung<br />

von dem das Schreiben erdrückenden Fachpensum merkwürdig<br />

an, sobald man davon ausgeht, dass Schreiben ein Medium fachlicher<br />

Auseinandersetzung, der Strukturierung und Differenzierung ist; dann<br />

erstaunt das gelegentliche Ausspielen von Fachkompetenz und Schreibkompetenz.<br />

Vielleicht würden kleiner dimensionierte Seminarziele,<br />

Schreiben und Besprechen der Texte während des Semesters (und nicht<br />

nachklappend in bzw. nach den Semester- oder Sommerferien) sowie<br />

zweisemestrige Seminare eine bessere Verbindung der im eigentlichen<br />

Sinn doch aufeinander angewiesenen Vermittlung von Fachkompetenz<br />

und von Textkompetenz ermöglichen.<br />

Zu einem Thema an österreichischen Universitäten ist wissenschaftliches<br />

Schreiben im Studium im letzten Jahrzehnt jedenfalls insofern<br />

geworden, als die wechselseitige Vorhaltung von Defiziten im Vordergrund<br />

steht: Während Hochschullehrende die oft mangelnde Qualität<br />

wissenschaftlicher Übungstexte Studierender und nicht selten die Qualität<br />

von Diplomarbeiten und Dissertationen beklagen, beklagen Studierende<br />

das mangelnde Lehrangebot für das Verfassen wissenschaftlicher<br />

Arbeiten (vgl. Dittmann 2003). Sie erklären, dass ihnen viele Punkte der<br />

auf Institutshomepages gestellten Normenkataloge über das Schreiben<br />

kissling_korr.1.indd 16 14.09.2006 11:09:10 Uhr

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