Klangzentren und Tonalität - Musiktheorie / Musikanalyse ...
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Abbildung 50: Wagner, Tristan-Vorspiel, T. 55-63.<br />
Eine weitere sehr interessant Stelle in Bezug auf das Klangzentrum sind die Takte 78-<br />
83. Hier wird zunächst in den Takten 78f ein halbverminderter Septakkord auf C umspielt,<br />
der in Takt 79 über den Dominantseptakkord B 7 zu einem halbverminderten<br />
Septakkord auf F weitergeleitet wird. Man könnte hier im ersten Moment vermuten,<br />
dass das Klangzentrum es-Moll ist, dies wird jedoch zu keinem Zeitpunkt bestätigt.<br />
Statt dessen scheint es in den folgenden 4 Takten fast, als würde der halbverminderte<br />
Septakkord, der enharmonisch umgedeutet dem Tristan-Akkord aus Takt 2 entspricht,<br />
für kurze Zeit selbst zu einem eigenständigen Klangzentrum werden (Abbildung 51).<br />
Besonders auffällig ist dabei auch, dass in Takt 80 ein E-Dur-Dreiklang enharmonisch<br />
umgedeutet <strong>und</strong> nun auf den halbverminderten Septakkord auf F bezogen wird (Ces–<br />
As–E, 6. Achtel). Dies suggeriert, dass Wagner den hohen Verwandtschatftsgrad dieser<br />
beiden Akkorde bewusst ausgenutzt hat, um unterschiedlichste harmonische Beziehungen<br />
zu erzeugen. In Takt 83 wird der Tristan-Akkord wieder in seine ursprüngliche<br />
Gestalt umgedeutet <strong>und</strong> löst sich dem Beginn entsprechend in den Dominantseptakkord<br />
E 7 auf (T. 84). Damit erfüllen die Takte 80-83 gewissermaßen auch die Funktion eines<br />
Auftaktakkords zu dem Zentralklang E 7 .<br />
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